Aufstehen, Morgenrunde im Bad, alles ver- und umräumen, Frühstücken- hört sich nach einer normalen Routine an, bedeutet (vor allem zu zweit) in Pablo. Organisation UND Einhaltung der Abläufe! Jeder hat seine Aufgaben & wir haben das mittlerweile wieder gut im Griff. Schade, dass die Zeit bald wieder vorbei ist. Während wir Pablo noch „ver- und entsorgen“ werden wir noch von einem älteren Herrn in Adidas-Jogginganzug unterhalten. Er ist in Arguedas geboren und nach etlichen Jahren in Deutschland wieder in seine Heimat gezogen. Um seine Sprachkenntnisse beizubehalten, spaziert er morgens wohl immer zum Campingplatz und unterhält sich mit den Touristen. 

Die erste Etappe unserer Rückreise geht, mit Zwischenstopp in Pamplona, durch die Pyrenäen nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Nach einer Stunde Fahrt rollen wir den Berg hinab nach Pamplona rein. „Was für ein Moloch“, denken wir, denn wir sehen ein Meer aus Hochhäusern und hoffen, dass der erste Eindruck trügt und die Stadt wirklich sehenswert ist. Industrie und moderne Wohnanlagen prägen das Außenbild der Stadt.

Wir parken Pablo in der Garage des örtlichen Busbahnhofs: Ein interessanter, aber für Camper offiziell gekennzeichneter Parkplatz. Gerade als wir Pablo abgestellt haben, kommt ein älterer Mann mit gelber Warnweste um die Ecke. Der Parkwächter, wie sich herausstellt und auf meine Frage: „Hablar inglés?“ erhalte ich ein eindringliches „¡No!“ Also klären wir alles in gebrochenem Spanengitalienisch. Marco kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und ich bin froh, als wir unser Ticket hinter Pablos Windschutzscheibe legen und in die Stadt laufen können. 

Der Busbahnhof liegt unterhalb der Zitadelle Pamplonas – eine nicht wirklich Vertrauen erweckende Gegend. Nach ein paar Minuten erreichen wir das „Centro Histórico“. Am „Monumento a los Fueros“ vorbei geht es zum „Plaza del castillo“, dem Herz der Stadt. Er diente bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Stierkampfarena.

Umgeben wird der Platz von bunten und reich verzierten Häusern mit schmiedeeisernen Balkonen und Holz-Klappläden. Von hier aus geht ein unüberschaubares Gewirr an Gassen und kleinen Straßen in alle Himmelsrichtungen. Wir schlendern durch die engen Gassen, gesäumt von kleinen Geschäften und Tapas-Bars, in denen der Serrano von den Decken hängt. 

Irgendwann kommen wir am Plaza Constistoral mit dem reicht verzierten Rathaus von Pamplona an. Um die Ecke erstreckt sich die „Calle Mayor“, die Fußgängerzone von Pamplona. Da unser Magen mittlerweile unüberhörbar knurrt, kaufe ich in einer kleinen Bäckerei ein paar süße Köstlichkeiten. Die Bocadillos im Schaufenster der Metzgerei nebenan sehen zwar auch verführerisch aus, aber vielleicht finden wir unterwegs noch eine gemütliche Tapas-Bar. Also ziehen wir schlemmend weiter zur Kathedrale von Pamplona. Davor kniet ein Bettler und ich bekomme ein schlechtes Gewissen so schmatzend vor ihm zu stehen. Also ziehe ich ein Palmerita („Schweinsohr“) aus meiner Tüte und gebe es ihm. Er bedankt sich überschwänglich & ich muss an meinen Opa denken, dessen Lieblingsgebäck „Schweinsohren“ waren. 

Die Kathedrale ist nicht so imposant wie die in Burgos oder León aber auch schön anzusehen. Allerdings verlangen sie 5€ Eintritt pro Person, weshalb wir weiter zur Stierkampfarena auf dem „Plaza de Toros de Pamplona“ ziehen. Langsam schmerzen die Füße und wir setzen uns in den Schatten der Erlen. Was hier wohl bei der „Fiesta Sanfermines“, dem bekannten Stiertreiben los ist? Eine sonderbare Tradition, die zweifellos umstritten ist und bei der nicht nur die Stiere ums Leben kommen sondern jedes Jahr auch mehrere Hundert Menschen verletzt werden. 

Nachdem wir uns am Plaza del Castillo ein paar „Patatas Bravas“ und ein Bocadillo gegönnt haben, geht’s satt und müde zurück zu Pablo und wieder aus der Stadt raus. 

Unser Weg geht jetzt bergauf und bergab durch die Pyrenäen und entlang des Caminos nach Saint-Jean-Pied-De-Port, wo wir gegen 18:00 Uhr ankommen. Der Ort ist klein, umgeben von einer alten Stadtmauer und der Startpunkt des Camino Francés. Der Name „Pied de Port“ – am Fuße des Passes kommt nicht von ungefähr, denn hier beginnt die erste Etappe über den Ibañeta-Pass auf 1.057 Meter Höhe nach Roncesvalles. Die Pilger folgen dabei den Spuren von Karl dem Großen, der bei seinem Feldzug im Jahr 778 Spanien erreichte. 

Wir laufen durch den Ort, mit seinen kleinen Gassen. Trotz der „späten“ Stunde herrscht noch reges Treiben. In roten Sandstein gehauene Jakobsmuscheln zieren Portale, Giebel und Fensterstürze. Gelb und blau markiert die Muschel die Pilger-Herbergen welche bereits ab zehn Euro eine einfache Unterkunft im Schlafsaal oder in Hängematten gewähren. Am Pilgerbüro bildet sich eine lange Schlange: Die einen wollen noch einen Stempel für ihren Pilgerausweis, andere Ihre Startunterlagen und wieder andere suchen verzweifelt eine Unterkunft für die Nacht. In den Geschäften decken sich Pilgerwillige mit entsprechender Ausrüstung ein und in den Restaurants gönnt man sich noch mal ein ausgiebiges Mahl, bevor es morgen losgeht. 

Wir besichtigen noch die Kirche Notre-Dame-du-Boût-du Pont und zünden das obligatorische Kerzlein an. Ihr Glockenturm ist zugleich Stadttor an der Brücke über die Nive de Béréhobie. 

Bevor die Sonne untergeht, verlassen wir das beschauliche Städtchen und fahren in die Berge zum heutigen Stellplatz. Der Weg dorthin ist kaum breiter als Pablo und geht steil bergauf. Wir können nur hoffen, dass uns keiner entgegenkommt, denn Ausweichmöglichkeiten gibt es keine. Am Scheitelpunkt angekommen findet sich nicht nur eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Pyrenäen, sondern auch ein passendes Plätzchen für die Nacht. 

Morgen müssen wir dann Strecke machen, wie und über welche Route entscheiden wir heute Abend noch nicht. Vielleicht erfolgt uns die Eingebung heute Nacht im Traum. 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert