Die Sonne spitzelt beim Frühstück durchs Dachfenster- das perfekte Wetter für unsere heutige Tour an die Englische Riviera. Nachdem wir unseren Untermieter freundlich der Tür verwiesen haben geht es los: 

Über Plymouth, Ivybridge und Totnes, geht’s durch die „South Devon Area of Outstanding Natural Beauty“, vorbei am Castle Berry Pomeroy, dem Gruselschloss, in dem die White & Black Ladies ihr Unwesen treiben. Wir wollen allerdings eher handfeste Kriminalfälle als übernatürliche Geistersichtungen lösen und lassen das Castle daher links liegen. 

In Torquay, der Geburtsstadt von Agatha Christie parken wir am ortsansässigen Yacht Club und laufen in Richtung Beacon Cove, wo die berühmte Schriftstellerin gerne ihre Zeit verbrachte.

Auf den Spuren von Miss Marple und Hercule Poirot muss der five o‘ clock tea mit den beiden im Imperial Hotel heute allerdings ausfallen, denn wir haben noch ein paar ungelöste Fälle zu klären. 

Wir laufen runter zum alten Hafen und durch die unscheinbar wirkende Stadt. Der Geist der „Queen of Crime“ soll hier überall spürbar sein! Heute scheint er allerdings ausgeflogen. Der Pavillion, in dem Archie Christie 1914 um die Hand seiner Agatha angehalten hat, ist mittlerweile ein Schatten seiner selbst und die „Amusement“-Hallen, voller blinkender Spielautomaten nehmen Überhand. Einzig die Christie-Büste, die zu ihrem 100. Geburtstag aufgestellt wurde, erinnert an die berühmte Tochter der Stadt. Wir nehmen die Umleitung zur Eisdiele und suchen uns im alten Hafen ein schattiges Plätzchen. Dabei beobachten wir Touristen und Einheimische beim „Crabbing“. Eine für uns ganz neue Erfahrung: Erwachsene und Kinder werfen im Hafen kleine, an Kordeln befestige, Netze aus und warten bis ihnen Krabben in die Falle gehen. Die Trophäen werden fotografiert und (möglicherweise) anschließend verzehrt. Etwas enttäuscht von diesem tristen Örtchen geben wir die Verbrecherjagd auf und gehen zurück zum Auto. 

Wir fahren weiter über Exmouth nach Budleigh Salterton, einem ruhigen Fischerort, bekannt für seine eindrucksvollen, roten Klippen und bunten Kiesstrände. Die Kiesel sind hier übrigens faustgroß und nicht vergleichbar mit dem was wir unter Kieselsteinen verstehen.

Nach einer kurzen Besichtigung fahren wir über Otterton, mit hübschen reetgedeckten Fischerhäusern, nach Sidmouth. 

In diesem erlesenen Ferienort, mit seinen schönen Gebäuden, erwartet uns eine Überraschung der anderen Art: Wir entdecken ein Fingernagel-großes „Loch“ in unserem Reifen! Wie lange es sich dort schon befindet und wo wir uns den Schaden eingefangen haben, wissen wir nicht. Vermutlich auf einer der gut ausgebauten, englischen Straßen, bei der Fahrt quer durch die Hecken! Dankbarkeit, dass nicht mehr passiert ist, aber auch die Sorge, ob wir ohne Panne wieder bis zu unserem Cottage kommen, sind während unseres Spaziergangs präsent. Wir werden uns wohl oder übel 2 neue Reifen zulegen müssen. Miri ruft also erstmal bei einer BMW-Werkstatt in Plymouth an, um zu erfragen ob unsere Größe auf Lager ist und ob man sie uns morgen montieren kann. Wir werden mit einem Rückruf vertröstet.

Um die Wartezeit zu verkürzen laufen wir ein wenig am Strand entlang. Der Ausblick auf die roten Klippen weckt Heimatgefühle:„Die Sandstein-Felsen sehen aus, wie im Pfälzer Wald“ stellt Marco fest. 

Es gibt sogar eine kleine Festung mit hübsch angelegten Gärten, die wir erkunden, bevor wir zurück zum Auto laufen.

Der erlösende Anruf läßt auf sich warten und so setzen wir unsere Tour fort:  Über Branscomb geht es in den kleinen Ort Beer. Bier spielt hier übrigens nur eine Nebenrolle. 

Der Ortsname kommt von dem angelsächsischen „bearu“ und bedeutet Höhle. Nicht unpassend, denn früher lebte man hier entweder von Schmuggelei oder der Arbeit im Steinbruch. Heute sind die Fischerei und der Tourismus Hautpeinnahmequelle der Bewohner. 

Wir finden den Ort mit seinen hübschen Häusern, der steinernen Kirche und der belebten Bucht bezaubernd. Er könnte ein Drehort für einen der vielen Rosamunde Pilcher- Filme sein. Und tatsächlich, hier wurden Szenen für  „Magie der Liebe“ und „Sturm der Rosen“ gedreht. 

Wir haben immer noch keinen Anruf von der Werkstatt erhalten und machen uns langsam und vorsichtig auf den Heimweg. Über Exeter geht es Richtung Dartmoor. 

Die schmalen Straßen und hohen Hecken holen uns wieder ein. Wir passieren berankte Mauern, verwunschene Dörfer, und schier endloses Hochmoor mit Schafen, Kühen & Pferden am Wegesrand. 

Die Szenerie verbunden mit der untergehenden Sonne vertreibt die Sorge um unseren defekten Reifen ein wenig. Nichts desto trotz müssen wir uns morgen erstmal um Ersatz kümmern. Ansonsten sitzen wir die nächsten Tage erstmal fest. Also drückt uns bitte die Daumen! 


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