Der Regen prasselt die ganze Nacht durch ans Dachfenster. Gut geschlafen haben wir trotzdem und dementsprechend lange. Um 10:00 Uhr fallen wir aus dem Bett. Die Arbeitsteilung ist klar: Marco quetscht sich ins Bad und ich schreibe am Blog. Wieder mal bei schönster Aussicht, in bester Gesellschaft und mit stetigem Glockenklang, der vom Leitpferd der Herde kommt. Ab und zu kommen eine paar tapfere Pilger vorbei und grüßen freundlich. Wir stehen auf dem Bergkamm des Monte Jakzibel und hier führt eine Etappe des Camino del Norte entlang. Die Ausblicke sind zwar traumhaft, aber der Weg scheint hier nicht so gut ausgebaut und mit steilen Auf- und Abstiegen versehen. Wir ziehen unseren Hut vor dieser Leistung und mir tun allein beim Anblick der Vorbeiziehenden schon die Füße weh. Wir Auto-Pilgern dann doch lieber.
Nach dem Frühstück klart es etwas auf und wir freuen uns auf San Sebastián oder Donostia, wie es auf baskisch heißt. Die Stadt mit Traumbucht am Meer, umgeben von den Ausläufern der Pyrenäen, einer wunderschönen Altstadt und zahlreichen kulinarischen Highlights, scheint jedoch keine Camper zum mögen: Es gibt genau einen sicheren, aber überfüllten Stellplatz außerhalb der Stadt. Wir fahren durch die engen Gassen der Innenstadt auf der Suche nach einer Alternative, haben aber keinen Erfolg. Entweder sind die Plätze höhenbeschränkt oder es wird eindringlich vor der Gefahr von Einbrüchen gewarnt. Und so entschließen wir uns schweren Herzens auf die Sehenswürdigkeiten und den Cheesecake zu verzichten und fahren weiter nach Zarautz.
Unser Navi schlägt den Weg durchs Landesinnere vor und da wir die Strecken, die für Camper ab 3,5t gesperrt sind, bei der Routenplanung ausgenommen haben, vertrauen wir ihm. Aber künstliche Intelligenz ist eben nicht immer intelligent und so stehen wir nach einer Weile vor einem Schild, dass uns (mehr oder weniger) die Durchfahrt untersagt. Wir schauen genauso ahnungslos, wie der arme Esel, der am Wegesrand steht. Als ich denke, dass Marco zum Wenden ansetzt, fährt er weiter, als hätte das Schild nie existiert. Und so folgen sechs Kilometer Strecke, die vom Beten, dass uns keiner entgegen kommt, bestimmt sind. Leider zwei Mal erfolglos, denn uns kommen genauso verrückte respektive blinde Camper entgegen. Marco meistert die Situationen aber mit Bravour, während ich mich jedesmal ducke und meine Gebete verstärke.
Nach einer gefühlten Stunde und drei Litern Angstschweiß kommen wir in Zarautz an und laufen durch das beschauliche Örtchen. Vorbei an der Kirche Santa María la Real mit einem wuchtigen viereckigen Glockenturm, typischen, kleinen Palästen im baskischen Stil und dem Wahrzeichen von Zarautz: der gotische Wehrturm Torre Luzea. Wir folgen den Menschen, die im Neopren durch die Stadt laufen und kommen direkt zum Strand. Der hier ist mindestens genauso schön wie in Donostia und einen Käsekuchen gibt es auch. Also, alles richtig gemacht.
Es geht weiter an der Küstenstraße über Getaria nach Zumaia und Deba. Kleine Fischerorte, die mittlerweile vom Tourismus geprägt sind und ebenfalls mit traumhaften Stränden aufwarten. Wir erfreuen uns neben der schönen Landschaft, die teilweise an Irland erinnert, auch an der gezackten Küstenlinie, den markanten Felsen und dem wilden, aber türkisfarbenen Meer.
Bei Matriku finden wir einen Stellplatz auf einem stillgelegten Teilstück der Küstenstraße. Nicht ganz so abgelegen, aber mit Blick aufs Meer – Feierabend! Wir machen es uns gemütlich, lauschen dem Live-Konzert unten im Ort und genießen unsere Pizza.
Morgen wollen wir weiter: Die Küste entlang nach Lekeitio bis nach Bilbao. Ob wir dort einen Stellplatz finden, an dem Pablo sicher ist oder ob wir die Stadt gleich „überspringen“ wird sich zeigen. Denn die wichtigste Camping-Lektion lautet: „Stehe dort, wo Du Dich wohl fühlst und wenn Dein Bauchgefühl Dir sagt „fahr weiter!“, dann tu es!“
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