Alles wie immer und doch ganz anders – wir sind ein eingespieltes Team und die Morgenroutine ist für uns eingefleischte Camper ein Klacks. Während Miri im Bad ist, darf Marco sich noch mal lang machen. Und da Ragnar, im Gegensatz zu Pablo, einen Wellnesstempel sein Eigen nennt, kann Miri das Frühstück vorbereiten während Marco hinter der Schiebetür in der Nasszelle verschwindet.
Nach einem gemütlichen Frühstück stehen noch ein paar To-dos auf unserer Liste: Wir brauchen eine Post, Lebensmittel und eine Tankstelle, bevor wir weiter Richtung Norden fahren! Und natürlich müssen wir uns noch Gedanken um die Routenplanung für heute machen.

Ca. 3 1/2 Stunden Fahrt sind es, laut Navi, über die Autobahn. Aber was sollen wir denn schon Nachmittags im Hafen von Rostock? Wir entscheiden uns also für die „der Weg ist das Ziel“-Variante, durchqueren den Osten Deutschlands und dehnen die 3 1/2 auf 8 Stunden Fahrtzeit aus. Dafür werden wir mit herrlichen Aussichten auf gelbe Stoppelfelder und dichte Fichtenwälder belohnt, durchqueren Ortschaften mit DDR- Charme, in denen die Zeit stehen geblieben scheint und passieren die Mecklenburgische Seenlandschaft, die locker mit Schweden mithalten kann.
Am Plauer See finden wir eine einsame Bank am Wasser, die uns zu einer Kaffeepause einlädt. Der Ausblick auf die vorbeifahrenden Segelschiffe, die rastenden Wildgänse und der blaue Himmel mit Schäfchenwolken vervollständigen das Bild der Schwedenidylle. Gut, dass wir erst um 21:45 Uhr am Fähranleger sein müssen. Es ist zwar mittlerweile schon 18:30 Uhr, aber uns trennen nur noch 80km vom Ziel. Wir geben also den Stellplatz am alten Kai in Rostock ein und fahren los. Dort können wir dann noch in Ruhe Abendessen und unsere Sachen für die Nacht auf der Fähre packen. So der Plan!
Die letzten Kilometer Richtung Rostock geht es über buckelige Straßen und Staubpisten. Da bekommt Ragnar schon mal einen Vorgeschmack darauf, was ihn in Finnland und Schweden erwartet.
Als wir am alten Kai ankommen ist gerade Sonnenuntergangsstimmung. Draußen ist es kühl und während Miri in der Kombüse eine wärmende Suppe zubereitet – asiatisch, mit Gemüse und Garnelen & „dezent“ gewürzt, ertönt auf einmal laute Partymusik. Unser „hot pot“ bleibt uns fast im Hals stecken, denn als die Musik immer näher kommt, erkennen wir, dass es sich um bunte Partyschiffe handelt, auf denen der Bär steppt!
Die Verwirrung steht uns ins Gesicht geschrieben und wird noch größer als wir auf die Uhr schauen! Kann das wirklich sein? Es ist schon fast halb zehn. In der Kombüse herrscht noch Chaos und gepackt ist auch noch nichts! Soviel zu „wir haben ja noch Zeit!“ Der Turbogang ist jetzt gefragt: Um 22:00 passieren wir den etwas komplizierten „self check-in“ von TT-Line und dürfen nach einer endlos erscheinenden Wartezeit irgendwann auf die Fähre.
An Bord herrscht hektisches Treiben: Die Einen suchen verzweifelt ihre Kabine, die Anderen breiten ihre Schlafsäcke in Fluren und Sitzbereichen aus, wieder Andere fühlen sich verloren und selbst die Crew weiss nichts mit sich anzufangen und steht planlos im Weg rum. Wir gehen kurz an Deck um das Ablegen zu beobachten und drehen danach noch eine kleine Runde durch den Duty free und die Sky Lounge. Danach fallen wir müde in unsere Koje und lassen uns in den Schlaf schaukeln. Morgen müssen wir noch mal Kilometer schrubben, quer durch Schweden bis nach Kapellskär.
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