Heute rappelt kein Wecker. Es regnet und wir haben es nicht eilig. Zum Glück haben wir liebevolle Hosts, denn zum Frühstück haben wir alles da und müssen erstmal nicht raus. 

Eier, Toast, Butter, Marmelade und Milch für den Kaffee- sie haben an alles gedacht. Wir frühstücken also erstmal in aller Ruhe, hören dem Plätschern der Regentropfen auf den Dachfenstern zu und wälzen unseren Reiseführer. Welches Ziel könnten wir bei diesem schönen Wetter ansteuern!? Plymouth, das hässliche Entlein Englands? Ganz in den Süden mit der Hoffnung die Sonne an der Küste aufzuspüren oder nochmal durch das düstere Dartmoor & die Chance ergreifen Arthur Conan Doyle’s literarische Nachkommen zu werden?

Gegen 12:00 Uhr haben wir ein Ziel ins Auge gefasst & fahren los. Na, schon eine Idee was es sein könnte?! 

Die Nachbarskatze scheint eine Ahnung zu haben, sie würde wohl gerne im trockenen Auto mitfahren und maunzt uns traurig an, als wir ohne sie den Hof verlassen. 

Erstes Ziel ist Tavistock. Ein kleines, verschlafenes Nest und nach eigener Angabe „home of the cream tea“. 

Wir parken in der Orstmitte und scheitern mal wieder am Parkautomat. Der schluckt mal wieder nur Coins & bekanntermaßen haben wir keine Coins mehr! Die Alternative, die angebote Parkapp, mag keine deutsche Handynummer und somit sind wir erstmal aufgeschmissen?! Aber aufgeben ist nicht: Marco ist jetzt am Zug und läßt all seinen Charme bei einer freundlichen Engländerin spielen. Höflich fragt er, ob sie ihm die 5 schottischen Pfund, die wir noch haben, wechseln kann! Sie hat leider nicht genug Wechselgeld, drückt ihm aber lächelnd zwei Ein-Pfund-Münzen in die Hand und wünscht uns viel Spaß bei der Besichtigung ihrer Heimatstadt! Wie freundlich sind diese Engländer bitte? Wir sind schon wieder sprachlos und machen uns bei feinstem Nieselregen auf den Weg zum Tavistock Pannier Market. Laut Reiseführer ein Muss, wenn man hier ist. Der Pannier Market ist eine Mischung aus Handwerker-, Antiquitäten- und Flohmarkt. Es gibt in den Markhallen aber auch kleine Lebensmittelgeschäfte, einen Metzger und ein kleines Café. Für uns gibt es dort aber vor allem Eines: Schutz vor Dauerregen. Wir betrachten also erstmal die Ständchen und als die Regenschauer etwas nachlassen, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. 

Auch hier: Schön anmutende Häuser, kleine, individuelle Geschäfte und eine Bank. Also keine zum Ausruhen, sondern ein Geldinstitut! Wir wollen schließlich nicht wieder um Parkgeld betteln müssen. Wir zeigen dem jungen Mann am Schalter unsere veralteten Pfund-Scheine und ohne Androhung von Gewalt rückt er zwei Säckchen Kleingeld raus. Schade, wir hatten uns schon gefühlt wie Bonnie und Clyde auf geheimer Mission. Das Einzige, was er allerdings von uns wissen möchte: woher wir kommen? Als er Deutschland hört, ist er begeistert, denn er ist großer HSV-Fan! Und als Kenner des deutschen Fußballs war ihm auch der 1. FCK ein Begriff. 

Nach unserem erfolgreichen Geldtransfer und einem kleinen Einkauf in der „Flapjackery“ gehen wir noch mal in Richtung Markt, denn unser Magen knurrt und das Café dort wirkte gemütlich. Es gibt eine Thai-Chicken-Sweet-Corn-Soup, neben Schokolade der beste Seelenwärmer bei diesem ungemütlichen Wetter. Und während wir unsere Suppe schlürfen, beobachten wir, wie die Engländer in kurzen Hosen und Sandalen durch den strömenden Regen laufen, als wäre Hochsommer.

Es geht weiter mit unserer kleinen Nieselregen-Nebel-Tour und wer hätte es gedacht: Wir fahren noch mal ins schaurige Dartmoor. 

In Princetown, benannt nach dem Prinz of Wales, passieren wir das unheimliche Gefängnis, welches sowohl bei Sir Arthur Conan Doyle im Roman „Der Hund von Baskerville“ als auch bei Agatha Christies „Miss Marple“ eine wichtige Rolle gespielt hat. Das Gefängnis hat heute noch ca. 600 Insassen und gehört zu den bekanntesten Englands. Hier haben angeblich die richtigen „Bad Boys“ Englands ihre Haftstrafen verbüßt und es ranken sich somit zahlreiche Gruselgeschichten um diesen Ort und seine Insassen. Allein beim Lesen der Infobroschüre läuft einem ein eiskalter Schauer über den Rücken.  

Wir fahren weiter, vorbei an Two Bridges, dem Namensvetter von Zweibrücken. Im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant gibt es hier tatsächlich nur zwei Brücken. 

Von der weiten Landschaft ist allerdings  nicht mehr viel zu sehen. Wir tauschen Pferde, Schafe und blühende Heide am Wegesrand in dicht bewachsene Hecken und Steinmauern ein. Die Straßen sind hier so breit, dass unser Mini gerade mal durch passt! Die Fahrt ist ein Abenteuer für sich, bei dem Miri in eine Art Schockstarre verfällt. Links und rechts meterhohe Hecken, vor uns Kurven & unüberblickbare Hügel und immer mal wieder ein Auto oder Müllwagen, die uns entgegen rasen. „HUI, welch ein Spaß!“ -NICHT! 

Unser nächstes Ziel ist Chagford. Der Ort besticht durch süsse, kleine, Reet-gedeckte Häuschen, eine große Kirche mit schaurig-schönem Friedhof und einen kleinen Käseladen. Dessen Geruch lockt nicht nur Mäuse, sondern auch Miri an. Das Abendbrot wäre also schon mal gesichert! 

Es hat zwischendurch mal aufgehört zu regnen und wir laufen ein wenig durch den kleinen Ort. Viel los ist hier wirklich nicht. Kein Wunder, dass aus dieser Einsamkeit und Tristesse Krimis und Geistergeschichten  hervorgegangen sind. Mit irgendwas musste man sich ja beschäftigen.

Langsam wird es für uns Zeit den Heimweg anzutreten! 

Dieser führt uns allerdings noch bei Lidl vorbei, denn wir können uns ja nicht nur von Scones und Jam ernähren. Ähnlich wie bei Aldi Süd gibt es hier keine nennenswerten Unterschiede zur deutschen Kette. Erwähnenswert wäre  allerdings die Eskimofamilie, die uns aus dem Kühlregal entgegen gewunken hat. Man sollte den Laden also nur mit Winterjacke und Schneestiefeln betreten. Durchgefroren fahren wir also nach unserem Einkauf zurück zu unserem Cottage und freuen uns auf morgen. Da soll nämlich die Sonne wieder raus kommen! 

Apropos, bevor wir den morgigen Tag planen, gibt es noch Abendbrot. Dabei wird natürlich noch der leckere Käse aus Chagford verköstigt und ihr könnt von Glück reden, dass es noch keinen Duftblog gibt, denn sonst würdet ihr sicherlich nicht weiterlesen ohne die Nase zu rümpfen!  


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