
Sonnenuntergänge kann Schweden, aber nach dem traumhaften Untergang gestern Abend, ist sie irgendwie verschwunden! Wir verabschieden uns also von dem schönen Stellplatz am See und machen uns auf in Richtung Karlstad.
Unser Ziel lautet Örebro! Wie wir nachlesen, bezeichnet der Begriff nicht nur eine Stadt sondern eine ganze Region, gekennzeichnet von Schlössern, Industriedenkmälern und idyllischen Städtchen.
Als wir Karlstad passieren, durchströmt ein herrlicher Kaffeegeruch unsere Pössi. Was ist hier los? Habe ich vergessen die Kaffeedose zu verschließen oder irgendwo Kaffee verschüttet? Der Übeltäter ist schnell ausgemacht: Löfbergs Kafferösterei überflutet das ganze Viertel mit dem Duft von frisch geröstetem Kaffee und lockt uns damit natürlich in sein dazugehöriges kleines Kafé Rosteriet. In dem Hochhaus, in dem sich die Rösterei versteckt, würde man eher einen Bürokomplex vermuten, aber schaut man genauer hin, sieht man die Produktionsanlagen (wie gerne würde ich mir die jetzt genauer ansehen, aber leider gibt es keine gläserne Produktion!).Der Duft verspricht nicht zu viel, denn selbst mir als bekennendem Nicht-Kaffee-Junkie schmeckt der Kaffee sehr gut! Nachdem unsere Geschmacks- und Geruchsknospen höchste Leistung vollbracht haben, geht es weiter.
Bergslagen und Nora, zwei Bergbaustädtchen, liegen auf dem Weg. Zumindest vermuten wir es! Wir fahren durch schöne, einsame Wälder, immer auf der Suche nach dem Elch am Wegesrand…
Auf der Hälfte des Weges fällt mit auf: Bergslagen ist kein Ort sondern eine Gegend und das Ziel auf dem Navi ist die ungefähre Mitte… da wir nicht wandern wollen, machen wir kehrt und schreiben den Umweg als „schöne Strecke mit Chance auf Elch“ ab.
Gegen 15:00 Uhr kommen wir in Nora an. Ich bin mir unsicher welches Jahr wir haben, der ganze Ort versprüht den Charme von 1922: Alte Holzhäuser, die (teilweise) ihre besten Zeiten schon hinter sich haben, krumm und schief. Selbst die Schaufenster, die wir bei einem Bummel durch die Stadt betrachten, versprühen den Flair des letzten Jahrhunderts. Kein Wunder, denn Nora zählt zu den best-erhaltenen Holzstädtchen Schwedens und watet nebenbei noch mit einem landesweit gerühmten Eis auf. Davon gönnen wir uns natürlich eine Portion. Es gibt allerdings nur drei Sorten: Vanille, Haselnuss und die Sorte des Tages (heute ist es weiße Schokolade mit Himbeeren).Während wir das gute Eis genießen, schlendern wir Richtung Bahnhof. Hier wurde 1856 die erste schwedische Eisenbahnstrecke mit Normalspur eingeweiht.
In der Umgebung von Nora liegen Hütten und Bergbaugruben und mittendrin unser heutiger Schlafplatz. Wir übernachten in Pershyttan, einem Bergwerksdorf, das noch bis 1953 Roheisen herstellte.
Bevor wir die Rollos hochziehen, machen wir noch eine Abendspaziergang durch das historische Gelände, vorbei an der eigentlichen Mine, an der Hütte und den Bullerbü-ähnlichen Höfen, die sich in der Nähe angesiedelt haben. Wieviel Schweiß geflossen und harte Arbeit hier über Generationen hinweg geleistet wurde. Der Gedanke daran macht uns demütig. Nach soviel Historie fallen wir nach dem Gruß aus der Kombüse müde ins Bett und sind gespannt was uns morgen in Örebro erwartet.
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