Neuer Morgen, neues Glück. Obwohl die Sonne gerade durch die Wolken blinzelt und uns zum Bleiben überreden möchte, verlassen wir nach der üblichen Routine unseren schönen Stellplatz am Leuchtturm. Heute probieren wir uns mal wieder an einer Großstadt: Gijón (asturisch Xixón), Hauptstadt der Costa Verde und im Zentrum der Asturischen Küste gelegen. Die kleine Altstadt Cimadevilla, die sich auf einer kleinen Halbinsel in der Nähe des Hafens befindet, sowie der langgestreckte Stadtstrand San Lorenzo zählen hier zu den Haupt-Sehenswürdigkeiten. 

Gijón wirkt auf den ersten Blick entspannter als San Sebastian oder Santander. Die Parkplatzsituation ist dennoch angespannt und ich bewundere Marco, wie souverän er unseren kleinen, dicken Pablo durch die engen Gassen der Altstadt manövriert. Es ist recht viel los und wir kurven mal wieder von Parkplatz zu Parkplatz. Gerade als wir aufgeben wollen, finden wir einen Platz am Rande der Straße. Manchmal braucht es einfach Geduld. Ich suche einen Parkscheinautomat und bin erstaunt, dass die Preise der Siesta angepasst sind. So zahlen wir für 3 Stunden nur einen Euro.

Wir sagen Pablo, dass er gut auf sich aufpassen soll und ziehen los, durch die verschlungenen Gassen, gesäumt von Tapas und Sidra-Bars. Hier findet man die Spanier, bei ihrer Siesta und dem ersten Glas Sidra, dem für die Region bekannten Apfelwein, der gekonnt im hohen Bogen eingeschenkt wird. Die Bedeutung der Apfelweinproduktion in Asturien wird an der „Árbol de la sidra“ – dem Apfelweinbaum deutlich: eine Kunstinstallation, die 2013 im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden ist und aus 3200 recycelten Apfelweinflaschen besteht. Wir ziehen weiter in Richtung  Pallacio de Revillagigedo, der gegenüber dem Jachthafen und der Statue von Don Pelayo zu finden ist. Während Marco alles sehenswerte fotografiert, mache ich das, was ich am besten kann: Souvenirs kaufen! Zum Glück für alle Daheimgebliebenen gibt es mittlerweile KI, denn sonst wäre die ein oder andere seltsam anmutende Delikatesse, wie z.B. Pastete aus Seeigelfleisch oder in Tomate eingelegte Napfschnecken, in den Einkaufskorb gewandert. Ich begnüge mich mit Käse, Schokolade, Chorizo und weiteren Leckereien und treffe Marco auf dem Plaza Mayor.

Der Platz ist eingerahmt von historischen Gebäuden und seit Jahrhunderten Zentrum des Lebens in Gijón. Auch hier kann man sich in den schattigen Arkaden den Tapas und dem Sidra widmen. Wir folgen den kopfsteingepflasterten Straßen zur Iglesia de San Pedro. Sie thront über dem langgestreckten Sandstrand San Lorenzo. Hier treffen wir auf die Staue von Kaiser Octavian Augustus, dem ersten Kaiser in der Geschichte des Römischen Reiches. Er soll sich beim Anblick auf die Bucht in den Ort verliebt und eine römische Siedlung mit Thermen und Tempeln errichtet haben. Die Ausgrabungen sind heute noch zu besichtigen. Wir stellen uns neben ihn und lassen unseren Blick über den 2 km langen Sandstrand schweifen. Die Wellen, die in die Bucht gedrückt werden sind ideal für Surfer, das türkis blaue Wasser glitzert in der Sonne und wir verstehen den guten Octavian. Der Ort lädt zum verweilen ein.

Die Stadt wirkt mittlerweile wie leer gefegt und da für den Nachmittag Regen angesagt ist, laufen wir zurück zu Pablo. Nicht ohne uns vorher noch ein paar Ice-Rolls zu gönnen. Wir sitzen unter alten Linden, essen unser Eis und lassen die Eindrücke Revue passieren: Die Altstadt hat viele schöne Ecken, historische Gebäude und bunte Arbeiterhäuser. Dazwischen erstrecken sich moderne Hochhäuser. Der Kontrast zwischen arm und reich scheint hoch, denn uns begegnen auch viele Obdachlose. Wir sind uns einig: Dorfkinder bleiben Dorfkinder – wir wollen wieder in die Natur! 

Und daher beginnt, nach einem kurzen Einkauf im örtlichen Discounter, unsere letzte Etappe zum westlichsten Ziel unserer Reise: Santiago de Compostela. Mal sehen, ob wir einen Stellplatz in der Natur oder mitten in der Stadt finden. Wir fahren zunächst an der Küste entlang und verstehen, warum der Abschnitt „Costa Verde“ heißt. Hier ist es so grün, wie im Pfälzer Wald, nur mit weißen Stränden und Meer. 

Es geht über die Autobahn. Regen, Nebel und Windböen holen uns ein, keine schöne Fahrt. Ich vertreibe mir die Zeit mit der Suche nach einem passenden Stellplatz – was sich beim Blick auf unsere Ankunftszeit als recht schwierig erweist. Die meisten Plätze schließen um 20:00 Uhr. Laut Navi kommen wir um 20:20 in Santiago an. Ich entscheide mich für den Stellplatz „Compostela autocamper“ der um 20:30 Uhr schliesst.  Und obwohl wir pünktlich ankommen ist das Tor bereits verschlossen. Nach einem kurzen „Sesam öffne Dich“-Anruf wird uns doch noch geöffnet und wir finden einen ruhigen Platz mit allen Annehmlichkeiten! Morgen pilgern wir dann in die Stadt und zünden für euch alle ein Kerzlein an. 


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