Der Wecker klingelt heute verhältnismäßig früh- wir müssen uns schließlich um unseren defekten Reifen kümmern. Wir verlassen unsere „Intake Barn“ bei Sonnenschein und machen uns auf den Weg nach Plymouth. 

Bei Mini angekommen, erfahren wir, dass sie keinen Service anbieten und wir hierzu in die benachbarte Niederlassung zu BMW müssen. Also wieder 8 Meilen zurück und mit einem mulmigen Gefühl zum Serviceberater! Ob er zwei Runflat-Reifen in unserer Größe da hat?! Erstmal müssen wir jedoch registriert werden, allerdings scheint die Registrierung eines deutschen Autos im Werkstattsystem ein größeres Problem zu sein. Mit ein paar Kniffen bekommt er es aber schlussendlich hin. Und der Gute Mann scheint magische Kräfte zu haben, denn die Reifen sind vorrätig. Auch wenn wir beim Preis etwas schlucken müssen, sind wir mehr als dankbar, dass man uns „dazwischen“ schiebt und unser (Kriminal-) Fall kein „cold case“ bleibt!  

Wir trinken einen Kaffee und gedulden uns brav, bis wir unseren Jacky wieder bekommen. Gegen 11:00 Uhr dürfen wir die Werkstatt verlassen: Mit zwei neuen Reifen und einige hundert Pfund ärmer. Den Rest des Urlaubs gibt’s nur noch Wasser und (Toast-) Brot. 

Was wir jetzt anstellen? Wir übertreten eine Grenze, und zwar die von Devon nach Cornwall. Alle, die jetzt endlose Strände, schroffe Küsten und idyllische Fischerdörfer erwarten, bitte die Pause-Taste drücken und noch eine Weile warten. 

Wir erkunden heute erstmal ein weiteres Moor: Das Bodmin Moor, denn Cornwall hat viele Facetten.Vorher umschiffen wir aber alle Schlaglöcher, fahren durch dunkle Wälder, über enge Steinbrücken und immer am River Tamer entlang.  

Bei Gunnislake passieren wir die Grenze. Dieser Teil von Cornwall gehörte, als die Zinnminen hier noch in Betrieb waren, zu den reichsten Minen-Gegenden Europas. Als die Zinn-Industrie keine Rolle mehr spielte, verließen immer mehr Menschen die Gegend und sie verwaiste zunehmends. Vielleicht ein Grund, warum sich mittlerweile, wie in ganz Südengland, viele Geistergeschichten um diesen Ort ranken. So soll im Zollhaus ein unermüdlicher Geist, auf der Suche nach einem Schatz, sein Unwesen treiben.

Wir lassen die Geister von Gunnislake links liegen und setzen die Fahrt nach Lanhydrock House fort. Hier werden wir erstmal wieder ein paar Parkmünzen los, bevor wir den Landsitz überhaupt zu Gesicht bekommen. 

Viele Tragödien umgeben diesen Ort: Von einem Brand im Jahr 1881, der einen Großteil des Hauses zerstörte und sowohl Lady als auch Lord Robartes im Nachhinein das Leben kostete, über Mütter, die viel zu früh Ihre Kinder verloren, bis hin zu politischen Skandalen. Kein Wunder also, dass auch hier unzählige Geister ihr Unwesen treiben und wer möchte, kann sie bei den regelmäßig stattfindenden „Ghost Nights“persönlich  kennenlernen. Wir nehmen eher Vorlieb mit der Cafeteria und gönnen uns „Sourdough Toasties with Ham and Cheese“ und eine „Loaded Potato with Sour cream“.

Gestärkt können wir zum nächsten Geister-Hotspot aufbrechen: Dem Bodmin Jail (Gefängnis). 1779 für Kriegsgefangene erbaut & nach ca. 150 Jahren, 1927, endgültig geschlossen, hat das Gefängnis über 50 Hinrichtungen erlebt, aus denen angeblich viele Geister hervorgegangen sind. Nach 1927 zerfiel das Gebäude nahezu komplett, bis ein findiger Geschäftsmann 2015 hier ein Hotel eröffnete. Wer also in Gefängniszellen übernachten oder paranormale Touren inkl. Geisterjagd buchen möchte, nur zu…Wir haben zum Glück das Weichspüler-Schmonzetten-Programm gebucht, lassen die Geister in Bodmin und fahren weiter Richtung Moor.

Wir passieren Colliford Lake, den größten See Cornwalls, und Dozemary Pool. Auch hier gibt es Sagen und Geschichten zu erzählen: So soll König Artus zu Beginn seiner königlichen Laufbahn an den See gekommen und auf ihn hinausgerudert sein. Die Hand einer geheimnisvollen Dame ragte aus dem Wasser – sie umklammerte das berühmte Schwert Excalibur, das sie Artus schenkte.

2017 tauchte das Schwert übrigens nochmals auf, als Matilda Jones und ihr Vater auf dem See ruderten. Kein Witz, Matilda zog ein 4-Fuß langes Schwert aus dem See! 

Für uns geht’s weiter durchs Moor. Auch hier begegnen wir weiteren Fabelwesen und Mythen: In Minions (nein, der Ort hat nichts mit den kleinen gelben Lemmingen zu tun), sehen wir uns die Überreste der Zinnminen an. Bekannt ist der Ort allerdings für die „Cheesewrings“  und den Steinkreis „The Hurlers“. 

Nach unserem five o‘clock tea (passend aus Minion-Tupperdosen) schicken Carlitto in die Luft, um nach den uns verborgenen Attraktionen zu suchen.  Die „Cheesewrings“ bleiben uns bis zur Abfahrt verborgen. Hierbei handelt es sich übrigens um einen Stapel Steine, der das Ergebnis eines Wettstreits zwischen einem Reisenden und einem Riesen ist. Vielleicht waren es aber doch die pillenförmigen, gelben Wesen, die mal wieder Chaos hinterlassen haben. Der Gedanke daran gefällt uns eigentlich sogar besser. 

Wir verlassen langsam, aber sicher das Bodmin Moor mit all seinen Geistern, Mythen & unheimlichen Geschichten und passieren zuletzt die Menhire „Long Tom“ und „Trethevy Quoit“ (das Haus des Riesen). Hierbei handelt es sich um Grabstätten aus der Steinzeit, für die Einen einfach nur Steinhaufen, für Andere Obelix verlorener Hinkelstein und für den Rest magische Überbleibsel aus einer anderen Dimension. 

Ihr dürft selbst entscheiden, was ihr davon halten wollt, schön anzusehen sind sie allemal. 

Und während ihr noch überlegt, machen wir uns, hoffentlich ohne Geister oder übersinnliche Kreaturen & mit etwas göttlichem Beistand auf den Rückweg zu unserem Cottage, wo wir mit Merlin die nächsten Schritte planen. Aber dazu bald mehr… 


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