Die frische Luft und das Nichtstun scheinen uns schläfrig gemacht zu haben. Wir wollen gar nicht aufstehen aber um 11:00 Uhr müssen wir die Fähre erwischen und so verabschieden wir uns notgedrungen von unserem Faluenzerplätzchen. 

Am Campingplatz im Hafen frischen wir noch unsere Wasservorräte auf und lassen Grau- und Schwarzwasser ab. Und da wir, wie meistens, noch einen kleinen Zeitpuffer eingeplant haben, können wir uns noch Slott Visingsborg bzw. das was davon übrig geblieben ist, ansehen. Auch dieses einst prunkvolle Gebäude viel 1718 einem Brand zum Opfer. Zwischen 1573 und 1662 erbaut, bestand es aus vier prunkvollen Gebäuden, die zuerst als Repräsentantenhaus und bis 1717 als Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene dienten. Ganz schön viel Geschichte auf so einer kleinen Insel! 

Die Fähre ist heute gefragt und bringt uns zügig nach Gränna, welches wir trotz des verlockenden Zuckerduftes in der Luft, wieder links liegen lassen. Etwas außerhalb des Städtchens liegt nämlich Röttle By, ein Kulturreservat, direkt am rauschenden Fluss gelegen & schon seit dem Mittelalter für seine Getreidemühlen bekannt. Ab 1641 wurde die Wasserkraft des imposanten Wasserfalls industriell genutzt und unter anderem die erste Papierfabrik Smålands, eine Waffen- und Kupferschmiede, eine Schießpulvermühle und eine Sägewerk betrieben- leider sind hiervon auch nur noch Überreste erkennbar. Wir streifen ein wenig über das Gelände, da wir aber heute noch bis zur Ostküste wollen, bleibt uns leider nicht genug Zeit um alles zu erkunden. 

Wir fahren weiter durch den Norra Kvill Nationalpark. Unser Weg führt vorbei an moosbewachsenen Steinbrocken, dichten Kiefernwäldern und tiefblauen Seen, ein perfektes Gebiet für Elchsichtungen, wie wir finden. Aber die Elche scheinen dies wohl anders zu sehen. 

Bei einem kurzen Stopp, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen entdecke ich im Kühlregal ein paar Dosen Surströmming und bin versucht sie mitzunehmen. Nicht für uns, aber vielleicht als Souvenir für die Daheimgebliebenen? Unser Magen knurrt und so entscheiden wir uns für eine ausgedehnte Mittagspause in der Sonne- ein einsames Plätzchen mit direktem Seezugang ist schnell gefunden und wir genießen die kurze Auszeit.

Danach geht die wilde Fahrt weiter Richtung Västervik, vorbei an Vimmerby (der Geburtsstadt von Astrid Lindgren) und Katthult. Moment mal, Katthult… wohnte da nicht mal ein kleiner, blonder Lausbub namens Michel von Lönneberga? Wir biegen ab und tatsächlich- der Katthulthof ist nicht nur eine Filmkulisse, sondern ein bewohnter Bauernhof. Wir dürfen uns hier umsehen und stellen fest: Sogar der berühmte Schuppen, in dem Michel viele Stunden verbracht hat, existiert. Ein Moment, der Kindheitserinnerungen wach werden läßt und das Filmprogramm für den Abend ist auch gesetzt! 

Nach dieser kleinen Stippvisite ist eigentlich Kaffeezeit und da die Sonne so schön vom blauen Himmel lacht, beschließen wir, uns schon einen Stellplatz für die Nacht zu suchen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Ein nettes und wirklich einsames Plätzchen ist schnell gefunden. Mitten im Wald und direkt am See. Hier ist wirklich nur Platz für einen Camper und so stehen wir zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise ganz allein in der freien Natur. Wir werden für unseren Mut mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt und kuscheln uns danach gleich mit einer Wärmflasche bewaffnet ins Bettchen, denn die Nächte werden schon merklich kälter. Ein etwas mulmiges Gefühl haben wir schon in der Magengegend, so ganz allein im Wald. Aber auch das gehört zu den Camper-/ Vanlife- Erfahrungen und vielleicht werden wir ja morgen früh ja von einem Elch wachgeküsst. 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert