Heute können wir uns nicht allzu viel vornehmen, denn spätestens heute Nachmittag steht das unbeliebteste To-Do des ganzen Urlaubs auf der Liste: Koffer packen und alles für unsere Abfahrt morgen vorbereiten!
Traurig sitzen wir am Frühstückstisch. Wir sind traurig, weil wir diesen schönen Ort morgen verlassen müssen.
- Traurig, weil wir das kleine Cottage und die unbeschwerte Zeit vermissen werden.
- Traurig, obwohl uns noch 3 Tage Abenteuer und Neues erwarten.
- Traurig, obwohl uns die Sonne entgegenlacht und der Himmel nicht blauer sein könnte.
Dann fällt Miri ein Spruch ihres Abreißkalenders ein: „Weine nicht, wenn schöne Stunden vergangen sind, sondern lächle, dass sie gewesen sind.“
Damit wir noch ein paar schöne Stunden verbringen können und nicht stundenlang fahren müssen, haben wir uns heute etwas ganz in der Nähe ausgesucht: Buckland Abbey, ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Nach etwa 5-minütiger Fahrt, vorbei an störrischen Schafen, kommen wir auf dem Parkplatz an. Wir steigen aus und Miri läuft erstmal verwirrt umher. Sie sucht die Schilder zum „pay & display“, findet aber keine und so packen wir unseren Rucksack und laufen den Weg hinunter zur Abbey.
An der „Reception“ erwartet uns ein älterer Herr, der wissen möchte ob wir „members“ (Mitglieder in National Trust Fund) sind. Als wir verneinen, ist er erstmal aufgeschmissen, denn die Kasse scheint nicht sein bester Freund. Wir bezahlen unsere 28£ und erhalten dafür einen Lageplan und eine ausführliche Beschreibung des Anwesens, in Form eines kleinen Vortrages durch den Herrn.
Er erzählt uns, dass das ehemalige Kloster 1278 von Zisterziensern gegründet wurde, die ursprünglich von der Isle of Wight kamen. 1539 wurde das Kloster von der Krone eingezogen und 1580 von Sir Francis Drake, dem berühmten englischen Seefahrer, gekauft. Die Abbey war bis 1946 im Besitz von Drakes Nachkommen und wurde 1948 vom National Trust übernommen. Der nette Engländer erläutert uns, was es mit den einzelnen Gebäuden und Gärten auf sich hat, welchen Weg wir am besten nehmen können, erklärt uns dass wir beim Ochsen im Hof ein Café finden und verabschiedet sich mit einem „enjoy“ von uns. Wir sind positiv überrascht, dass sich jemand persönlich bemüht uns soviel Informationen zukommen zu lassen. Sonst bekommt man seine Tickets und einen Lageplan und ist dann auf sich alleine gestellt.
Dann gehen wir vorbei am Ochsen (Ox) und als erstes in die „Great Barn“, einer mittelalterlichen Zehntscheune, die damals zur Lagerung von Getreide und zum Entkörnen von Mais diente.
Danach gehen wir durch den wohlduftenden Kräutergarten in Richtung der ehemaligen Abbey, die nach dem Umbau das Wohnhaus von Sir Francis Drake war. Ein Bild kann die Atmosphäre nicht einfangen: Es duftet nach Minze, Salbei, Thymian und Rosmarin und im Hintergrund thront die Abbey vor blauem Himmel und weißen Schäfchenwolken.
Als wir die Abbey betreten, werden wir wieder freundlich empfangen. Die Dame am Eingang erzählt uns von der Zeit, als das Kloster unter der Herrschaft von König Heinrich VIII aufgelöst wurde. Das Anwesen wurde an Sir Richard Grenville verkauft, der es an seinen Sohn Roger vererben wollte. Dieser verstarb allerdings auf hoher See und letztendlich wurde das Haus an einen anderen berühmten Freibeuter, Sir Francis Drake, verkauft. Er war der erste Engländer, der unter Königin Elisabeth I. die Welt umsegelte. Und dann erzählt uns die Dame noch voller Stolz, dass im oberen Geschoss ein Gemälde mit dem Titel „Selbstbildnis mit weißer Federhaube“ aus dem Jahr 1635 zu sehen ist. Bis vor kurzem glaubte man, es sei ein Gemälde der „Rembrandt-Schule“, 2013 fand man nach langen Spekulationen dann heraus, dass es sich um einen echten Rembrandt handelt.
Wir ziehen los und Miri überlegt kurz für Marco eine Beschreibung in Deutsch mitzunehmen. Marco braucht keine Extrawurst, allerdings scheint die Dame am Eingang jetzt verwirrt, denn sie dachte, wir seien Engländer. Sie entschuldigt sich vielmals und lobt uns für unsere Englischkenntnisse- das geht runter wie Öl. Die Abbey ist liebevoll hergerichtet und bietet einen guten Einblick in das Leben und die Geschichte von damals.
Nach der Besichtigung geht es erstmal in den Elisabethanischen Garten. Hier findet man viele unterschiedliche Rosensorten, von wohlduftend bis „einfach nur fürs Auge“.
Wir sind hungrig und so passieren wir die leider schon verblühten Rosen und gönnen uns eine Pause im Ox Yard Café.
Cappuccino und Pasty waren hervorragend und jetzt geht’s weiter durch die Gärten des Anwesens: Kitchen-, Cider house- und Wild Garden könnten unterschiedlicher nicht sein. Wir schlendern vorbei an Kürbissen, Kohl, Mangold und alten Apfelbäumen, Wildblumen, Rosen & gepflegten Rasenflächen und erfüllen somit einen der letzten offenen Punkte auf unserer Bucket-List: Durch einen englischen Garten spazieren ✔️
Mittlerweile scheint sich auch der Himmel von Cornwall/ Devon von uns verabschieden zu wollen, denn er hat sich von strahlendblau in dunkelgrau verfärbt und es nieselt leicht. So fällt uns unser Kofferpacken-To-Do auch leichter. Vorher gönnen wir uns aber noch den letzten Scone mit clotted cream, das versüßt uns nochmal den Abschied.
Und wie schon erwähnt bleiben uns noch drei Tage auf der Insel, also kein Grund den Kopf hängen zu lassen.
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