Es ist Sonntag, der letzte Sonntag mit Pablo. Heute ist Ausschlafen und gemütlich frühstücken angesagt. Wir setzen uns vor den Van und die Sonne strahlt vom Himmel. Am Himmel kreisen 7 Adler und ich komme mir vor wie Hape Kerkeling in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“. Bevor ich die Kamera mit dem Zoom-Objektiv holen kann, sind sie auch schon weg.
Gegen 12:00 Uhr machen wir uns auf den Weg an den Ort, weswegen wir überhaupt hier sind: in die Wüste! Genauer gesagt in Spaniens Halbwüste „Bardenas Reales“. Wir starten am Informationszentrum und ich hole erstmal eine Übersichtskarte mit Informationen zu Routen, Flora & Fauna:
Die Bardenas Reales erstrecken sich auf ca. 42.000 Hektar zwischen den Städten Pamplona und Saragossa und bestehen größtenteils aus Lehm, Überresten eines urzeitlichen Meeres, sowie aus Sandstein- und Kalksteinschichten. Während der Schneeschmelze der Pyrenäen sind hier Sedimentschichten erodiert und die charakteristischen Landschaftsformen entstanden. Das Gebiet kann per Pedes, Fahrrad oder Auto (Camper eingeschlossen) besichtigt werden und das Beste daran: völlig kostenlos. Es gibt mehrere Routen in den Bardenas und alle sind entsprechend ausgeschildert. Die Mitte der Bardenas ist Militärgebiet und für die Öffentlichkeit gesperrt.
Kurz nach dem Infozentrum erreichen wir schon den ersten Aussichtspunkt: Vor uns erstreckt sich eine Landschaft, geprägt von bizarren Felsen, kargen Feldern, tiefen Schluchten und weiten Ebenen. Man hat das Gefühl mitten im „Wilden Westen“ der USA gelandet zu sein. Die Sonne sticht, der Boden ist staubtrocken und es weht ein rauer Wind. Nachdem die ersten Fotos im Kasten sind, geht es weiter. Allerdings auf geschotterten Pisten. Wir nehmen den, in der Karte eingezeichneten Rundweg und biegen zum Highlight der Tour ab: der „Castil de Tierra“. Wie eine Zipfelmütze, die in Stein gehauen wurde, umgeben von tiefen Canyons, steht er mitten in der kargen Landschaft.
Wir ruckeln weiter über die Piste & in Pablo knarzt und klappert alles. Der Staub der Piste legt sich auf die Scheiben und färbt Pablo in ein zartes greige. Es geht vorbei an bizarren Felsen & ausgetrockneten Flussbetten, verlassenen Hütten und militärischen Einrichtungen. Zwischendurch halten wir immer mal wieder an, laufen zu einem Aussichtspunkt und staunen über diese skurrile Mondlandschaft. Nach knapp 3 Stunden kommen wir wieder am ersten Aussichtspunkt an und gönnen uns eine Pause. Der Wind ist mittlerweile so stark, dass wir unsere Pommes festkleben müssen, damit sie nicht wegfliegen.
Da wir noch nicht genug durchgeschüttelt sind, entscheiden wir uns, eine weitere Teilstrecke der Bardenas zu fahren und so geht es zwischen Arguedas und Valtierra rechts ab zur Ermita de la Virgen del Yugo. Uns erwartet mal wieder eine Ruckelpiste, aber auch eine noch kargere Landschaft: Denn hier haben während der Hitzewelle 2022 Waldbrände gewütet und mehrere Hektar Kiefernwälder zerstört. Am Himmel kreisen wieder die Gänsegeier und wir lotsen Pablo durch die erste Furt. Die Unterbodenwäsche hätten wir damit abgehakt. Fehlt nur noch eine Waschstraße, um den Rest des Staubs loszuwerden.
Wir finden zum Glück eine in Carcastillo und gönnen Pablo etwas Wellness nach all den Strapazen. Danach geht es schnurstracks und auf asphaltierten Wegen zurück nach Arguedas, um den Stellplatz unterhalb der Cuevas auszuprobieren. Auch hier stehen wir zwischen viel Weißware, aber mit Ausblick auf die, von der Sonne in sanftes rot gefärbten, Höhlenwohnungen. Bis in die 60er Jahre wurden diese noch bewohnt. Einige sind noch sehr gut erhalten und es macht Spaß sie zu erkunden. In der Regel bestehen die Wohnungen aus 2-3 Zimmern und einer Kochtstelle (Küche). Es gab kein fließend Wasser und kein Strom. Dennoch fühlten sich die Bewohner hier wohl, denn das Dach überm Kopf war erschwinglich. Da der Stein leicht zu bearbeiten war, reichten Hammer und Meißel um den Wohnraum zu erweitern. Allerdings sind ein paar der Höhlen mittlerweile auch eingestürzt, weshalb man sich wirklich nur in markierten Bereichen aufhalten sollte.

Wenn ihr mehr über die Cuevas Arguedas erfahren, oder einen virtuellen Rundgang machen wollt, klickt auf das Bild.
Nach dem Sonnenuntergang beenden wir unseren Spaziergang und machen es uns in Pablo bequem. Heute war ein erlebnisreicher Tag und wir fallen überwältigt und gerührt, von der Schönheit der Natur, müde ins Bett. Morgen beginnt endgültig die Heimreise. Aber auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Hoffen wir mal, dass die Wege gepflastert und nicht geschottert sind.

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