Die Nacht verläuft ruhig. Wir stehen um 7:00 Uhr auf und während Marco sich ausgehfertig macht, sitze ich im Bett, mit Blick aufs Meer, schaue dem Eichhörnchen zu, wie es die Touristen mit Pinienzapfen bewirft und schreibe am gestrigen Blogeintrag. So könnte Homeoffice auch Spaß machen. 

Als Marco fertig ist, beeile ich mich in die Nasszelle, denn wir wollen ja früh los und heute endlich bis Spanien kommen. So der Plan! Jedoch hat Pablo wohl etwas dagegen, denn die Schiebetür unseres Schwenkbades klemmt- zum Glück vorm Duschen und nicht während ich in der Sardinenbüchse stecke. Bevor ich mich also fertig machen kann, zückt Marco sein Multitool und schraubt die Duschkabine auseinander. Allerdings erfolglos, denn die Pössl-Konstrukteure haben hier ganze Arbeit geleistet. Frustriert bauen wir alles wieder zusammen und beschliessen ab sofort nur noch mit offener Tür oder im Freien zu duschen. Wir frühstücken also erstmal gemütlich mit Honig auf dem Campingstuhl, statt auf dem Brot und gehen danach noch eine Runde an der Promenade. Der Tag fängt ja gut an! 

Gegen Mittag verlassen wir den schönen Spot in Richtung Biarritz. Wir zuckeln wieder über die Landstraße und durch die Badeorte der Region. In Mimizan machen wir eine kurze Pause in der Sonne mit Blick auf einen herrlich weitläufigen Sandstrand. Das Meer ruft unüberhörlich „bleibt doch hier, in der Sonne und genießt die Zeit!“ Aber wir bleiben standhaft und fahren weiter. Spanien, ruft lauter- aber vergebens: Es ist ca. 15:00 Uhr und irgendwie ist die Luft bei uns beiden raus. 

Sonne und Meer, das wär’s jetzt doch. Also steuern wir in Capbreton den örtlichen Campingplatz an! Ja, die „Freisteher“ begeben sich unter Menschen- genauer gesagt in eine Surferenklave, denn hier stehen mindestens 70 Kastenwagen, Bullis oder Wohnmobile und an fast jedem lehnt mindestens ein Surfbrett.

Um uns nicht zu outen, stellen wir erstmal unsere Campingstühle vor Pablo und trinken einen Kaffee- stilecht aus der Bialetti. Währenddessen überlegen wir, was wir als Surfbrett-Ersatz mit an den Strand nehmen könnten. Uns fällt leider nur die Picknick-Decke ein. Wie sich aber herausstellt, war unsere Wahl gar nicht so verkehrt, denn viele der coolen Jungs und Mädels sitzen  eng umschlungen zum Sundowner am Strand. Der Wind pustet kräftig & die Wellen donnern. Ein paar Mutige sind noch im Wasser. Eine tolle Atmosphäre, aber es zieht sich immer mehr zu und deshalb verlagern auch wir unseren Aufenthalt ins Warme. Auf dem Rückweg vom Strand müssen wir Pablo erstmal suchen. Könnt ihr ihn in dem Wimmelbild entdecken?

Kurz nachdem wir ihn gefunden haben fängt es tatsächlich an, wie aus Eimern zu gießen. Wir beobachten das bunte Treiben von unserer Dinette aus und amüsieren uns. Irgendwann haben sich alle in ihre mobilen „zu Hause“ verkrümelt und ich fange an das Abendessen vorzubereiten. Es gibt, passend zum Wetter, Soulfood: Räubertopf mit Nudeln, Erbsen & Möhrchen und Wienern. Und damit der Tag genauso „problematisch“ aufhört, wie er begonnen hat, fällt mir auf, dass ich keinen Dosenöffner dabei habe und folglich die Erbsen & Möhrchen nicht verarbeiten kann! Marco kommentiert das Elend mit einem: „Wie kann man ohne Dosenöffner campen fahren, das ist ja eine Todsünde!?“‘ und löst das Problem erneut mit dem Multitool. Ich denke mir „Das Multitool war das beste Geschenk ever!“ Somit ist wenigstens das Abendessen gesichert. Wir lassen es uns schmecken und beobachten, wie die Surfer-Boys & Girls zu Partypeople mutieren und zur nahgelegenen Beachbar ziehen. Zumindest feiern sie keine Party in der unmittelbaren Nähe und wir „Alten“ können in Ruhe schlafen.

Achja, unsere Pechsträhne nimmt übrigens seinen Lauf. Oder Pablo möchte uns den anschließenden Spüldienst ersparen- denn der Wasserstand im Tank sinkt innerhalb von ein paar Sekunden von 90 auf 0%! Marco muss also noch mal raus: Er schnappt sich die Gieskanne und füllt den Tank wieder. Heute ist echt der Wurm drin oder Sand im Getriebe. Besser gesagt im Van, denn ich verteile den Sand, den ich mühselig in den Umschlägen meiner Jeans gesammelt habe fleißig im Van. Marco wird mich umbringen! Aber anscheinend läuft es nicht nur bei uns NICHT. Unser direkter Nachbar kämpft mit dem Türkontakt seiner Schiebetür und so schlafen wir begleitet vom Dauerblinken seiner Lichter ein und freuen uns schon auf die kommenden Abenteuer und Probleme, die es zu lösen gilt. 

Und wieder eine Camping-Lektion: Probleme gibt es nicht- nur Herausforderungen. Und die lassen sich mit dem Multitool lösen. Oder dem Dosenöffner, wenn man einen dabei hat.


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