Mal sehen, was war auf der Bucket-Liste noch offen? Achja, der Strandtag an einem der schönsten Strände Cornwalls. Wie gut, dass es heute wieder so warm ist, jetzt müssen wir nur noch einen passenden Strand finden. Bei mehr als 300 unterschiedlichen Stränden müssen wir wohl Knobeln?!
Wir einigen uns auf den Nordwesten Cornwalls und fahren die gut ausgebauten Straßen Richtung Boscastle. Das kleine, beschauliche Fischdorf wollen wir uns vorher in Ruhe ansehen & dann einen Strand in der Nähe aufsuchen. Kurz hinter Launceston steigen Nebelfelder auf, als wir ins Tal und Richtung Meer fahren, wird der Nebel immer dichter.

In Boscastle parken wir auf dem Hauptparkplatz und Miri begibt sich auf die Suche nach einem funktionierenden Parkautomaten, denn von 3 Maschinen sind 2 „out of service“! Das blöde daran: Selbst wenn der Automat nicht funktioniert, dann reicht es nicht eine Parkscheibe rauszulegen, sondern man muss dann eine englische Hotline anrufen und seine Kreditkartennummer hinterlegen oder eine App herunterladen und über diese bezahlen.
Wenn man beides nicht kann, muss man den Parkplatz verlassen oder 80 Pfund Strafe in Kauf nehmen! Aber wir haben noch mal Glück, der Automat in der hintersten Ecke funktioniert und wir dürfen bleiben.
Der ganze Ort hüllt sich in dichten Nebel, was uns nicht aufhält, aber irgendwie schade ist! Denn bei Sonne hätte er sicherlich noch mehr Charme: graue Steinmauern an denen blühende Rosen ranken und ein kleiner Fluss plätschert dem Meer entgegen.Wir passieren die Touristenshops und laufen in Richtung Hafen.
Hier sind das „Museum of Witchcraft“ sowie ein kleines Café zu finden. Unser Weg führt allerdings zuerst weiter zum Meer und auf den Küstenweg. Allerdings ist der Nebel hier so dicht, dass man von der rauen Küste nicht viel sieht.
Wir setzen uns auf die Felsen und schauen ein paar „wilden“ Jugendlichen dabei zu, wie sie von der Kaimauer springen.
Nach einer Weile verspüren wir Kaffeedurst und laufen zurück zum Café im Hafen. Das Haus, schief und krumm, sieht aus, als hätte es schon viele Stürme erlebt.
Ein Schild an der Mauer ruft Miri etwas ins Gedächtnis: Boscastle, war das nicht der Ort, der vor ein paar Jahren einer furchtbaren Springflut zum Opfer viel? Tatsächlich, während wir unseren Kaffee schlürfen, schauen wir uns eine BBC-Dokumentation dazu im Internet an. Schreckliches hat sich hier im Jahr 2004 ereignet. Von jetzt auf gleich haben sich meterhohe Wolken über dem Ort aufgetürmt und der Himmel hat sich schlagartig geöffnet. Innerhalb von 8 Stunden viel soviel Regen, wie normalerweise im gesamten August. Häuser wurden zerstört und Autos hinaus aufs Meer gespült. Zum Glück gab es nur materiellen Schaden, aber allein die Vorstellung, dass das Haus an dem wir sitzen bis zur Hälfte unter Wasser stand, läßt uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Wir denken an die Flut im Ahrtal bzw. aktuell in Griechenland!
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz werfen wir noch eine Münze in den Hexenbrunnen und wünschen uns was. Wir blicken nochmal zurück auf den gespenstisch wirkenden Hafen und gehen zurück ans Auto.
Hier überlegen wir, was wir als nächstes anstellen: An den nächsten Strand fahren oder die Zeit, bis der Nebel sich lichtet, überbrücken und noch eine Ortsbesichtigung einschieben?
Wir entscheiden uns für letzteres. Port Isaac, der kleine, historische Fischerort, den wir auf der Nord-West-Cornwall-Tour ausgelassen haben, liegt ganz in der Nähe. Die kurvigen & engen Wege dorthin wirken bei Nebel noch enger und Miri zuckt beim entgegenkommenden Verkehr jedesmal zusammen.

In Port Isaac stehen wir vor demselben Parkautomaten-Problem wie in Boscastle, nur dass hier 2 von 2 Automaten streiken! Miri beherrscht die Situation sofort und lädt die gewünschte App herunter. Somit ist unser Aufenthalt hier für die nächsten 2 Stunden gesichert.
Wir spazieren durch die engen Gassen, in denen Teile des Rosamunde Pilcher-Bestsellers „Die Muschelsucher“ gedreht wurden.
Port Isaac ist aber nicht nur aus Film und Fernsehen ein Begriff: Vor ein paar Jahren begann eine Gruppe von Freunden, zum Spaß und um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln, sich hier im Hafen zu treffen und alte Seemannslieder zu singen. Sie nannten sich die Fisherman’s Friends und sind mittlerweile die berühmteste traditionelle Shanty-Gruppe der Welt, deren Geschichte sogar verfilmt wurde.
Der Nebel hängt immer noch sehr tief, aber das verleiht dem Ort mit seinen verwinkelten Gassen und malerischen Cottages etwas mystisches. Auch wenn Marco die Sonne für schönere Erinnerungsfotos herbeisehnt, hat der Nebel einen großen Vorteil: Es ist viel weniger los als bei strahlendem Sonnenschein vor ein paar Tagen.
Port Isaac ist neben ausgezeichneter Sterneküche auch dafür bekannt, eine der engsten Gassen Großbritanniens zu haben, die treffend benannte Squeezy Belly Alley. Hier muss man den Bauch einziehen oder auf die ein oder andere Portion Fish & Chips verzichten, um durch zu passen! Wir verlassen den kleinen Ort über den Küstenwanderweg, vorbei an einsamen Cottages und lauernden Möwen.
Langsam sind auch wir (Sonnen-) hungrig und suchen uns den breiten Strand in Polzeath für unser Picknick aus. Wir parken am Rande des Orts (am New Polzeath Long Stay Car Park). Hier verläuft der „South-West-Coast-Path“ oberhalb des Strandes, weshalb der Ort mit einigen Bänken und Picknick-Wiesen ausgestattet ist. Da sich weder der Nebel lichtet, noch die Sonne Anstalten macht, herauszukommen, wollen wir heute auch nicht baden. Wir finden ein hervorragendes Plätzchen, sogar mit Rückenlehne, breiten unsere Picknick-Decke aus und genießen die vorbereiteten Sandwichs. Vor uns zeichnet sich ein Wimmelbild ab, bestehend aus unzähligen Surfern, schroffen, in Nebel gehüllten Klippen, Familien mit jeder Menge Strandutensilien und fleißigen Wandersleuten.
Wir sitzen hier oben wie Waldorf & Statler aus der Muppet Show und verleihen den Szenen, die wir beobachten, die entsprechende Tonspur. Auch so kann man den Tag am Strand verbringen. Für morgen hat der Wetterbericht nochmal Sonne vorausgesagt. Wir suchen uns dann hoffentlich auch den Strand aus, wo sie scheint und saugen die voraussichtlich letzten Sonnenstrahlen des Jahres auf, bevor wir bald wieder ins kalte Deutschland müssen.
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