Wir fangen heute dort an, wo wir gestern aufgehört haben: Die Schmugglerhafen-Tour auf der Roseland Peninsula geht in Mevagissey weiter, ca. 1 Stunde Fahrt von unserer Whistleyfarm entfernt.
Unberührte Landschaft, in der Sonne glitzernde Buchten, ursprüngliche Dörfer und etwas Seemannsgarn warten auf uns. Heute ist es recht ruhig auf den Straßen und wir parken gegen 11:00 Uhr zentral in der Nähe des Hafens. Wie wir, kommen die meisten Besucher nach Mevagissey, um den Tag mit der Erkundung des attraktiven Hafens zu verbringen, der einst das Zentrum der Sardinenfischerei Cornwalls war.
Wir schlendern durch die gewundenen, gepflasterten Straßen, vorbei an jahrhundertealten Pubs und pastellfarbenen Häusern, die wie an den Hang geklebt wirken, sowie den üblichen touristenfreundlichen Cafés und Geschenkeläden.
Das obligatorische Eis im Hafen muss heute noch besser vor den diebischen Möwen geschützt werden, als sonst. Heimtückisch wird Marco hinterrücks von einem der Biester angegriffen, kann es aber geschickt abwehren und sein Eis während des Spaziergangs im Hafen genießen.
Wir laufen zur äußeren Kaimauer und blicken auf die Weite des Meeres und die vorgelagerten Felsen an denen angeblich unzählige Schiffe zerschellt sind. Heute sitzen hier nur Möwen und Kormorane und warten auf den nächsten frischen Fisch.
Als es anfängt zu regnen, machen wir uns auf den Weg zum nächsten Schmuggler-Hafen: Portloe, mal wieder einer der schönsten Orte in Cornwall. Vorher müssen wir allerdings durch die üblichen Hecken, bergauf und -ab fahren und kommen noch am imposanten Herrenhaus „Caerhays Estate“ vorbei. Irgendwie kommt uns das Anwesen bekannt vor & wie sollte es anders sein: Es war schon mehrfach Drehort in Rosamunde Pilcher-Filmen.
Die Gärten hier müssen im Frühjahr wunderschön sein, denn sie beheimaten zahlreiche Kamelien, riesige Rhododendren und Magnolien. Leider ist der Zugang aktuell untersagt, denn die Besitzer öffnen Gärten und Castle nur zu festgelegten Zeiten im Frühjahr.
Wir fahren kurz auf den Parkplatz am dazugehörigen Strand um ein paar Fotos zu schiessen und machen uns, bevor „Pay& Display“ gültig wird, wieder auf den Weg. Wieder so ein Parkplatz-Thema: Da in England das Kennzeichen bei der Einfahrt auf den Parkplatz gefilmt wird, hat man nur 5-10 Minuten Zeit seine Parkschulden zu bezahlen oder den Parkplatz zu verlassen! Bleibt man länger als 5 Minuten, riskiert man ein Bußgeld.
Also schnell weiter nach Portloe. Genau wie Port Isaac gehört Portloe zu den attraktivsten Küstendörfern Cornwalls, vor allem, weil der Ort wirklich unberührt geblieben ist. Portloe liegt eingezwängt zwischen den Klippen der Veryan Bay, und wenn man die Hafeneinfahrt betrachtet, kann man sich nur schwer vorstellen, wie von hier aus eine erfolgreiche Fischerei betrieben wurde.
Durch die Einführung der Salz-Steuer wurde die Fischerei allerdings unwirtschaftlich, weshalb die Bewohner damals zu geschickten Schmugglern umgeschult und Keller bzw. Bootsschuppen zu Lägern für französischen Brandy umfunktioniert wurden.
Heutzutage belebt, neben dem Wander-Tourismus, ein kleiner Hummer- und Krabbenfang den Ort. Entsprechend ruhig und verschlafen wirkt die Ungebung. Wir würden gerne unseren Carlitto in die Luft schicken um ein entsprechendes Foto zu machen. Allerdings finden wir keinen entsprechenden Parkplatz und die Gassen sind so eng, dass man nicht einfach irgendwo stehen bleiben kann. Während Miri einen Spurt, vorbei am Hafen und der riesigen Palme vor der Kirche, hinlegt, dreht Marco ein Warteschleife nach der anderen.
Mittlerweile ist es 14:30 Uhr und wir verspüren ein leichtes Ziehen in der Magengegend.
Wir fahren in Richtung Portscatho, dem letzen Punkt unserer Tour. In der „Hidden Hut“ am Strand wollen wir uns einen Kaffee gönnen. Allerdings haben wir nicht mit den englischen Öffnungs-/ Kaffee-/ Teezeiten gerechnet. Denn das Café schließt schon um 15:00 Uhr. Wir fragen uns mittlerweile ernsthaft, ob der five’o clock – Tea ein englisches Märchen ist?! Vielleicht wird dieser aber auch nur zu Hause eingenommen, weshalb alle Cafés schon so früh schließen? Wir müssen uns also eine Alternative suchen und fahren in den Ort. Dort finden wir auf der kleinen Terrasse des „Boathouse“ ein schattiges Plätzchen und tauchen ein, in die Geschichte des Ortes.
Portscatho ist ein traditionelles kornisches Fischerdorf bestehend aus vielen kleinen Steinhäusern, die oberhalb des Hafens liegen. Weit weg vom penetranten Geruch der öligen Sardinen, die hier in enormen Mengen gefangen wurden. Der alte Naturhafen liegt im Tal und ist umgeben von rauen Felsen, die Schutz vor den tosenden Wellen bieten.
Wie die meisten Küstenorte auf der Roseland Peninsula, war Portscatho, aufgrund seiner Lage, bekannt für seine Schmuggel- und Plünderaktivitäten. Die vorgelagerten Felsen wurden vielen Seefahrern zum Verhängnis und spülten Waren und Schätze an. Die Abgeschiedenheit und die Lage des Ortes auf den angrenzenden Hügeln, bot den Spähern die ideale Position um das Herannahen der Steuereintreiber zu beobachten. So entging der Ort dem harten Durchgreifen, das den meisten anderen Schmuggelhäfen ein Ende bereitete.
Aber nicht nur Schmugglergeschichten gibt es hier zu erzählen:
Im April 1876 kehrte eine Gruppe von Fischern in den kleinen Hafen von Portscatho zurück. Das Wasser in der Gerrans Bay war sehr klar, da es ein ruhiger Frühlingstag war. Plötzlich entdeckten die Männer nur 500 Meter vom Ufer entfernt etwas Seltsames. „Eine schlangenartige Kreatur.“
Über die Begegnung wurde in der Royal Cornwall Gazette berichtet. „Als sie sich näherten, hob es seinen Kopf und zeigte Anzeichen von Trotz“. Die schlangenartige Kreatur wurde gejagt und schließlich gefangen genommen. Doch als die Fischer es an Land brachten, um es den Einwohnern von Portscatho zu zeigen, erregte es so viel Aufsehen, dass es, als der Zeitungsreporter eintraf, zu seiner großen Enttäuschung bereits getötet und wieder ins Meer geworfen worden war.
Gestärkt und zufrieden geht es für uns wieder in Richtung Whistley Farm.
Wir wollen noch Wäsche waschen und die Reste im Kühlschrank verbrauchen, denn leider ist morgen unser letzter Tag in der Intake Barn. Danach geht es langsam, aber sicher nicht ohne weniger Abenteuer, wieder Richtung Dover.
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