Die Esel machen auf sich aufmerksam und wir werden mit einem lauten „IAhhhh“ begrüßt. Der Himmel ist wolkenverhangenen und wir sind, nach unserer Wanderung, entsprechend träge. Marco hat uns gestern noch an einen schönen Stellplatz, mit Ausblick auf einen Stausee, gefahren. Hier hat er mir eine besondere Aussicht versprochen & ich bin gespannt was mich erwartet. Bis es zum Aussichtspunkt geht, vertrödeln wir noch etwas Zeit und warten, dass die Sonne sich zeigt. Mittlerweile hat sich zu den Eseln noch eine Pferdeschar mit Fohlen gesellt. Ein herrliches Bild. 

Gegen 11:00 Uhr geht’s runter in die Stadt. Wir sind in Riaño, am Embalse de Riaño. Wie bei vielen Stauseen ist auch hier das „alte“ Bauerndorf dem Wasser zum Opfer gefallen. Es wurde 1987 abgerissen und ging im Stausee unter. Einzig die Iglesia de Nuestra Señora del Rosario wurde vor den Fluten des neuen Stausees gerettet und am Ortsrand von Riaño, Stein für Stein wieder aufgebaut. 

Der Stausee ist aktuell recht leer und so sieht man neben den alten Wegen auch Kühe, Pferde und Esel in den Zuläufen grasen. Ein schöner Anblick, aber die Aussicht, weswegen wir hier sind, eröffnet sich erst weiter unten im Ort. Wir suchen uns eine sonnige Bank und während wir den Ausblick genießen, lauschen wir den Gesprächen der vorbeiziehenden Pilger. Von hieraus sind es noch 387 Kilometer Fußweg, davon 12 Kilometer Höhenunterschied. Meine Füße schmerzen noch von der gestrigen Wanderung und ich frage mich, wie man jeden Tag (freiwillig)40-50km laufen kann!? Die Pilger wünschen sich „Buen Camino“ und ziehen weiter, während wir uns in der Sonne wärmen. 

Wenn man die mediterranen Häuser ausblendet, erinnert die Kulisse an die Lofoten: hohe, spitze Berge ragen aus dem tiefblauen Wasser, davor eine Brücke. Nur die roten Holzhäuser und Trockengestelle fehlen, aber ich fühle mich dennoch nach Norwegen zurückversetzt. Allerdings ist das Wetter hier besser als damals am Reinebringen. Marco hat nicht zuviel versprochen. Noch besser wird die Sicht, als wir auf den Berg oberhalb der Stadt gehen. Da braucht man keine Drohne, die hier im Naturschutzgebiet sowieso verboten wäre, um tolle Fotos zu machen. Am Aussichtspunkt befindet sich übrigens die größte Schaukel Spaniens – Fotospot für alle hippen Instagrammer, die heute zum Glück alle woanders sind. So kann Marco noch eine Runde schaukeln, bevor er von mehreren vorbeiziehenden Pärchen als Starfotograf engagiert wird. Wir nehmen schnell reiss aus, bevor das Ganze in „trabajo“ ausartet. 

Für uns geht es weiter in Richtung Gijón. Das Navi will uns querfeldein durch die Picos schicken & weil wir Urlaub haben, lassen wir uns auf den Vorschlag ein. Die Felsmassive werden immer enger und rauer, die Kurven steiler und es ist höchste Konzentration und Muskelkraft zum Lenken gefordert. Zur Abwechslung passieren wir auch mal kleine Bergdörfer oder es liegt eine Kuh am Wegesrand. 

Als wir zum „Mirador del Fitu“ kommen, sind die Wolken so dicht, dass man von den Ausläufern der Picos nichts mehr erkennen kann. Es ist kalt und nieselt, statt Sommer- eher Herbstwetter. Ich koche uns einen Kaffee und zur Stärkung gibt es ein Stück vom Angel- (Engels-) Kuchen, den ich in Santillana del mar gekauft habe. 

Danach geht es immer bergab und zurück ans Meer. Es ist mittlerweile 16:00 Uhr und für eine nervenaufreibende Parkplatzsuche in Gijón fehlt uns die Kraft. Also suchen wir uns einen schönen Stellplatz am Meer, direkt neben dem Faro de Cabo de Lastres.

Wir stehen direkt an einer Klippe mit Meerblick soweit das Auge reicht. Wir öffnen, trotz kühler Meeresbrise, die Hecktüren, schnappen uns die Kuscheldecke, genießen die Aussicht. Gegen Abend schlägt die Polarlicht-App Alarm. Mit einem möglichen KP-Wert von 6 besteht in unserer Region die Chance Polarlichter zu sehen. Leider ziehen Wolken auf und das Licht der umliegenden Leuchttürme stört, denn sonst wäre das Norwegen-Feeling in Spanien perfekt gewesen.


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