Der Nachteil, wenn man einen Freisteh-Platz im Dunkeln anfährt!? Man weiß nie, was einen erwartet (Miri findet das immer etwas unheimlich). Der Vorteil: Die Überraschung am Morgen. Wir haben es gut getroffen: Weit und breit keine Menschenseele, der Stausee liegt ruhig neben uns und die Sonne strahlt vom Himmel. Heute Nacht waren es nur 5 Grad und ich heize Pablo erst mal ein, um dann die Morgenrunde hinter mich zu bringen. Zum Frühstück stelle ich endlich mal wieder unsere Campingstühle in die Sonne und warte geduldig auf meine Kaffee. So schmeckt er gleich doppelt so gut. Heute wollen wir nach León oder Burgos oder beides. Aber erstmal in der Sonne chillen, da sind wir uns einig.
Gegen Mittag fahren wir Richtung León. Unser Navi führt uns dazu wieder querfeldein durch das Naturschutzgebiet Las Médulas. Berge aus rotem Sandstein und Edelkastanien prägen das Bild. Das Gebiet ist den Römern zu verdanken, die die natürliche Landschaft veränderten, als sie dort, ab dem 1. Jh. n. Chr. Gold fanden und abbauten. Wir kommen an mittelalterlich anmutenden Dörfern vorbei, hier scheint die Landwirtschaft Haupteunnahmequell zu sein. Auf den Kirchtürmen warten riesige Nester auf die Rückkehr der Störche und am Wegesrand begegnen uns immer wieder tapfer wandernde Pilger.
León, im Jahr 68 als Heerlager der römischen Armee eingerichtet, hatte die Aufgabe, die wichtigen Goldminen des Römischen Reiches, die Las Médulas zu sichern. Entgegen vieler Vermutungen leitet sich der Städtename von der Bezeichnung dieses Heeres ab und nicht vom spanischen Wort für Löwe, obwohl dieser auch im Stadtwappen abgebildet ist. Nach dem Ende des Römischen Reiches wurde León durch die Westgoten, später, im Jahr 712, dann durch die Mauren erobert. Im 9. Jahrhundert erfolgte die Rückeroberung und Wiederbesiedlung der Stadt. Soviel Historie an einem Ort, was davon wohl noch übrig geblieben ist?
Aber erstmal heißt es wieder „Parkplatz suchen“! Miri hat in der Innenstadt 2 mögliche Plätze ausgemacht und lotst mich durch die engen Gassen. Wir finden trotz des großen Andrangs einen passenden Platz unterhalb der Kathedrale und obwohl Miri ermahnend „pass auf!“, der Platz ist viel zu eng für uns“, „Ich weiß gar nicht ob wir hier stehen dürfen!?“ und „komm, lass uns doch weiter fahren“ runterbetet, parke ich Pablo ein. Da zwei Polizisten vor Ort für Recht und Ordnung sorgen, holen wir uns die offizielle Bestätigung hier bleiben zu dürfen und lösen das Parkticket: Unschlagbare 30 Cent für Zweieinhalb Stunden. Ich glaube, länger werden wir auch nicht brauchen. Auf dem Weg in die Altstadt sehen wir von weitem die Turmspitzen der Kathedrale. Sie wirkt, mit ihren über 60m hohen Türmen, riesig und erinnert uns an Notre Dame in Paris. In Wirklichkeit diente aber die Kathedrale von Reims als Vorbild. Leider ist sie geschlossen und daher können wir sie nicht besichtigen.
Also verweilen wir ein wenig in der Sonne und laufen anschließend durch die urigen Gassen zum Casa de los Botines, welches von Antonio Gaudi entworfen wurde. Weiter geht es zum Palacio de los Guzmanes, dem Sitz der Regionalregierung.
Südlich der Kathedrale liegt die Plaza Mayor, der Hauptplatz von León. Dieser Teil der Altstadt bietet ein reichhaltiges Angebot an Tapas-Bars. Auf lauschigen Plätzen stehen Tische und Stühle im Freien und die Einheimischen stimmen sich auf das kommende Wochenende ein.
„Eine Reise in die alte Stadt León gehört zum Pflichtprogramm auf einer Tour zu den historischen und kulturellen Attraktionen entlang des Jakobswegs in Kastilien-León“
Die Stadt hat wirklich schöne Ecken. Alles in allem, sehr sehenswert und man könnte noch eine Weile hier bleiben. Ein paar Tapas essen und die Spanier beim Feiern beobachten. Da wir aber noch weiter nach Burgos wollen, machen wir uns langsam auf den Weg. Die Autobahn ist leer und die Fahrt führt durch unterschiedliche Landstriche: Von felsig über bewaldet, vorbei an trockenen Stoppelfeldern, verblühten Sonnenblumenfeldern und rot schimmernden Sandstein-Hügeln. Eine trockene und dürr wirkende Gegend, aber irgendwie besonders. Man könnte meinen, dass man im Süden Spaniens ist. Die Sonne sticht und es fehlen nur noch die trockenen Strohballen, die über die Straße geweht werden.
Kurz vor Burgos hat Miri einen Stellplatz ausgesucht und wir fahren ab. Durch kleine Bauerndörfer, entlang des Caminos, geht es hinauf ins hügelige Landesinnere. Neben einer alten Kirche, umgeben von Kastanienbäumen parken wir Pablo und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Der kalte Wind pustet kräftig und der Sonnenuntergang färbt die umliegenden Hügel rosa. Ein lauschiges Plätzchen & ich hoffe, dass es heute Nacht nicht zu kalt wird. Die erhoffte Wärme im Landesinneren haben wir noch nicht gefunden, aber vielleicht müssen wir dazu einfach in die Wüste fahren!?
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