Für heute haben wir uns eine kleine Tour durch Devon rausgesucht – über Kingsbridge nach Dartmouth. Wir wollen schnell frühstücken und dann starten, bevor auf den Straßen zu viel los ist. Aber Marcos Rücken macht uns einen kleinen Strich durch die Rechnung. Nachdem er sich einigermaßen eingeschuckelt hat, geht’s los. Im Reiseführer werden uns pittoreske Küstenabschnitte, leuchtende Sandstrände und historische Städtchen versprochen. Was wir davon sehen werden? Wir sind gespannt.
Erstmal sehen wir aber nur Autos, denn wir haben wohl die Rushhour erwischt. Wir entscheiden uns kurzfristig für die „Scenic Route“ und verlassen die Hauptstraße. Ob das die richtige Entscheidung war? Die Hecken am Wegesrand kommen uns wieder verdächtig nahe, und zwischendurch springen Rebhühner, Fasane oder Squirrels auf den Weg. Kennt ihr noch „Moorhuhn“? Wir spielen das PC-Game im Reallife.
Nach ca. 45 endlosen Minuten kommen wir in Kingsbridge an und passieren den kleinen Fjord „Kingsbridge Estuary“. Kingsbridge ist ein verschlafenes Nest & hat übrigens nichts mit Ken Follett‘s „Säulen der Erde“ zu tun.






Wir biegen ab in Richtung Charleton und Frogmore und hätten es nicht gedacht, die Hecken am Wegesrand kommen noch näher. Es geht vorbei an grünen Feldern mit Schachbrettmuster und wir sind froh, dass uns kaum jemand entgegen kommt.
Mit dem Gefühl großer Erleichterung kommen wir an unserem Ziel an: Dem Leuchtturm am Startpoint.
Wir werden freundlich von den Parkplatzwächtern in Empfang genommen, die uns vier unserer wertvollen Ein-Pfund-Münzen abknöpfen, aber immerhin mit viel Witz und Charme.
Wir schnüren die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg in Richtung Leuchtturm, immer schön bergab! Miri fällt der Kommentar einer Engländerin am Durdle Door ein: „Das dumme am bergab laufen ist, dass man irgendwann wieder rauf muss!“ – sie blendet die Tatsache aber erstmal aus und erfreut sich an der Schönheit dieser schroffen Küste. Einsam trotzt der Leuchtturm Wind und Wetter auf der Halbinsel und warnt seit 1836 Seefahrer aller Länder vor dem vorgelagerten Riff. Wie viele Schiffswracks hier liegen, lässt sich nicht wirklich sagen.
Wir lassen uns nieder und beobachten die Strömungen im Meer. Miri schnappt aus Gesprächen von Engländern auf, dass diese Robben entdeckt haben. Und tatsächlich, auf einem kleinen vorgelagerten Felsen räkeln sich zwei von ihnen.
Als die nächste Leuchtturmbesichtigung beginnt, machen wir uns wieder auf dem Weg zum Parkplatz. Vorher beweist Marco allerdings noch vollen Körpereinsatz für das perfekte Foto und klettert die Felsen hinauf. Natürlich wäre es einfacher unseren Carlitto in die Luft zu schicken, aber das ist hier leider verboten. Es geht stetig bergauf. Am Parkplatz angekommen, gönnen wir uns einen Cappuccino und einen Brownie vom Barrista- Pferdeanhänger, setzen uns ins Gras und genießen die Aussicht auf Hallsands.










Hallsands, ein altes Fischerdorf und schreckliches Beispiel für die Gewalten des Meeres. 1917 wurde der Ort von einem Sturm nahezu komplett ins Meer gespült. Zum Glück kamen hierbei keine Menschen ums Leben, aber 23 Häuser wurden vom Meer verschlungen. Man kann von einer Aussichtsplattform in South Hallsands die Überbleibsel des Ortes besichtigen und mehr über das damalige Leben dort erfahren.
Die Anfahrt stellt uns jedoch vor besondere Herausforderungen. Im Reiseführer steht, wir sollen nach Hallsands South fahren, dort parken und zur Aussichtsplattform laufen. Gesagt getan: Aber die Zufahrt ist so eng, dass wir uns beinahe fest fahren und Blut und Wasser schwitzen, dass wir diese Situation ohne Lack-Kratzer überstehen. Unsere Rückfahr-und Frontsensoren blinken und piepen abwechselnd im Takt und mit etwas Fantasie erkennt man die Melodie von „Es tanzt ein Biba Butzelmann“. Im Schneckentempo rangieren wir uns rückwärts aus dieser misslichen Situation und atmen erstmal tief durch, bevor wir weiter fahren!
Wir suchen uns einen anderen Weg nach South Hallsands & stellen im 3-Häuser-Ort fest, dass hier parken verboten und von einer Aussichtsplattform auch nichts zu sehen ist. Hätten wir doch nach North Hallsands fahren müssen? Was für eine Irrfahrt. Also weiter „ab durch die Hecken“- ärgerlich, denn die beiden Ortschaften trennt ein Fußweg von ca. 200m.
In North Hallsands angekommen, finden wir einen Parkplatz, aber wo zur Hölle soll diese Aussichtsplattform sein? Wir laufen einen schmalen Weg den Berg hoch und zurück Richtung South Hallsands um dann festzustellen dass wir vorhin genau oberhalb der Plattform gewendet haben und diese wegen Einsturzgefahr gesperrt ist. Von dem ehemaligen Fischerdorf bekommen wir also, trotz des ganzen Aufwands, nichts mit und fahren enttäuscht weiter.
Immerhin gibt es mittlerweile eine Webseite, auf der man sich die Bilder von früher ansehen und etwas über den historischen Ort informieren kann: The lost village of Hallsands







Den idyllischen Fischerort Beesands, der abseits unsere Route liegt und wahrscheinlich wieder nur durch Hecken erreichbar ist, sparen wir aus und fahren weiter Richtung Dartmouth.
Es geht vorbei an grünen Wiesen und weißen Sandstränden über steile Serpentinenstraßen, an der sogenannten Slapton Line entlang.

In Dartmouth, dem angeblich schönsten Ort in Devon, angekommen suchen wir uns einen Parkplatz und laufen durch das Southembarkment. Hier finden wir alte und schiefe, aber schön verzierte, Häuschen, ein frisches Lobster- Sandwich und ein leckeres Eis für uns.
Eigentlich wollen wir uns noch das Dartmouth Castle ansehen, allerdings müssten wir für Luftlinie 1000m ca. 1 Stunde Fahrt aufnehmen, was gleichzeitig der Fahrtzeit „nach Hause“ entspricht.








Wir entscheiden uns also für die Heimfahrt und machen es uns nach dem aufregenden Tag gemütlich! Für morgen ist erstmal Faulsein geplant, denn es soll den ganzen Tag regnen.



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