Es klingelt! Nein, nicht an der Tür! Auch nicht der Wecker! Es hört sich an, wie ein Glöckchen und als ob es direkt vor Ragnar ist! Ich spitzle durch den Rollo, sehe aber nichts. Wenn ich schon wach bin, kann ich auch gleich ins Bad. Danach Frühstück vorbereiten und Blog schreiben, damit ihr was zum Lesen habt. Während ich am Schreiben bin, höre ich Kindergeschrei! Ich werde wieder neugierig und öffne die Rollos im Fahrerbereich. Da draußen ist die Hölle los: Zwei Dutzend Schüler sind gerade mit ihren Fahrrädern angekommen und stürmen nach Ansage der Lehrer in den Wald. Als wir frühstücken, fallen noch mal zwei Dutzend ein! Was sie hier machen? Keine Ahnung, der internationale Weltfahrradtag war am 03. Juni, vielleicht ist heute schwedischer Radtag? Ich glaube, es wird langsam Zeit diesen idyllischen Ort zu verlassen.
Wir wollen heute noch mal ein gutes Stück in den Süden, damit wir es morgen nicht mehr so weit zur Fähre haben. Tagesziel: Das Bosjökloster, Fahrzeit: 4 1/2 Stunden ohne Pause. Wir überbrücken die langweilige Fahrt mit einem guten Hörbuch, Nüssen als Nervennahrung und den restlichen Gummitieren, denn außerhalb der Nordics schmecken die irgendwie nur halb so gut.
Als wir das Kloster erreichen, ist es 16:00 Uhr. Das Café und die Austellungen sind schon geschlossen, aber wir können noch bis 18:00 Uhr durch die Gärten und die Innenhöfe laufen. Grundsätzlich könnten wir hier auch übernachten, der Eintritt für zwei Personen wäre dann sogar im Übernachtungspreis inkludiert. Allerdings finden wir den Preis von 25€ ohne Duschen, Toiletten oder sonstiges Camperzeugs ziemlich überteuert. Zumindest, weil das Schloss morgen erst um 11:00 Uhr öffnet und wir da schon auf dem Weg nach Trelleborg sein wollen.
Also bleibt nur der Spaziergang durch den Garten und ein kurzer Blick ins Kloster. Ein sehenswerter Ort, an dem man sicher noch mehr Zeit verbringen könnte. Sei es bei einer Tasse Tee im Rosengarten, einem Picknick unter der alten Eiche, mit Blick auf das Kloster oder einer Ruderpartie auf dem See. Für uns geht es allerdings weiter und wir fahren einen Stellplatz in der Nähe des Klosters an. Ein kleiner Parkplatz, von dem man zu einem kleinen See laufen kann & an dem wir alleine stehen. So hoffen wir es zumindest, bis die laute Bassbox der anrollenden Roadsurfer ertönt! Hoffen wir mal, dass der Akku nicht voll geladen ist!
Das Kloster Bosjö: Es liegt auf einer Halbinsel bei Höör umgeben von zwei Seen, dem Västra Ringsjön und Östra Ringsjön. Früher lag das Kloster mitten im See, daher auch der Name „Bo sjö“, was soviel bedeutet wie „Leben in einem See“.
Das Benediktinernonnenkloster wurde vermutlich im 12. Jahrhundert gegründet und erarbeitet sich mit den Jahren einen so guten Ruf, dass viele wohlhabende Familien ihre Töchter hierher schickten. Fast 400 Jahre stand das Kloster im Zeichen der Lehre, Heilung und Gemeinschaft.
Dann kam die Reformation, das Kloster wurde aufgelöst und ging in den Besitz der dänischen Krone über. Allerdings war das Interesse des dänischen Königs schnell wieder verflogen, da die Lage nicht optimal für ihn war und er verkaufte es im Jahr 1560.
1908 erwarb Familie Bonde das Schloss. Seitdem ist es in deren Privatbesitz und für Besucher geöffnet, obwohl es teilweise noch von der Familie bewohnt wird. Man hat Zugang zum Klostergewölbe, zu mehreren Ausstellungsräumen, dem Refektorium, der damaligen Bibliothek der Nonnen und natürlich zur Kirche, die zwar zum Schloss gehört, allerdings extern verwaltet wird. Aber auch das Außengelände ist sehenswert, mit einem Kräuter- und Rosengarten, einer 1000-jährige Eiche, die mittlerweile leider gefällt wurde und vielen anderen Highlights.
In den Gewölben wird man in die Hoch-Zeit des Klosters zurückversetzt. Man lernt etwas über das damalige Leben der Nonnen, ihre Rolle als Pflegerinnen während der Pest, die Verbindung zu den Lehren von Hildegard von Bingen und selbst etwas über Intrigen und Machtspiele während dieser Zeit. Kurzum: Lehrreich und absolut sehenswert!
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