Um 7:00 Uhr rappelt der Wecker … oh doch nicht, das ist ein Glockenläuten! Aber wo kommt es her? Sind Rentiere in der Nähe? Ich ziehe die Rollos hoch, nichts zu sehen. Komisch, denn das Geläute kommt aus der Nähe. Ich rüttele Marco wach und er hört es auch. Aber er sieht auch nichts! Über Nacht hat der Frühherbst Einzug gehalten. Nebel steigt vom Berg herab und umhüllt die kleinen Roten Häuschen unten am Fjord. Wir bereiten unsere Abfahrt vor und laufen mal in Richtung Strand, vielleicht sehen wir was. Leider nicht! Also Dachluke zu, Gas aus, Strom aus und Abfahrt! Mist, mal wieder das Fenster vergessen! An was man immer denken muss, bevor es richtig losgehen kann. 

Heute steht ein Fahrtag an. Wir setzen den Weg in Richtung Nordkapp fort und folgen dem Børselvfjellsveien gen Westen. Wir verlassen den Fjord und fahren in die Berge. Die Landschaft ist faszinierend – grüne Hügel, keine Bäume, überall Seen, Flüsse und kleine Wasserfälle. Sonne und Wolken zeichnen sich in den Bergen ab und alles erinnert uns an die schottischen Highlands. Ab und zu seht ein Rentier am Wegesrand, der Himmel strahlt im schönsten blau, wir hören gute Musik und wir freuen uns des Lebens. 

Irgendwann passieren wir ein Schild das uns auf den Silfar Canyon hinweist. Wir sind neugierig und biegen ab. Steile, zerklüftete Felswände und türkisfarbenes, kristallklares Wasser erwarten uns nach einer kleinen Kletterpartie. Eine schöne Abwechslung zur Fahrt. 

Wir nähern uns dem Porsangerfjord und der Wind wird zunehmend mehr. Marco hat das Lenkrad fest im Griff und es geht bis Lakselv. Der Wind drückt vom Landesinneren gen Fjord. Die Landschaft ändert sich wieder und  es tauchen erneut Rentiere am Wegesrand auf. 

In Lakselv geht es auf die E6 wieder in den Norden. Irgendwie steigt die Vorfreude auf das Nordkapp mit jedem Kilometer, den wir fahren. Ob wir heute noch unser Ziel erreichen? Nein, denn wir haben uns einen Stellplatz ca. 100 Kilometer vor dem Nordkapp rausgesucht. Für morgen ist nämlich Sonnenschein gemeldet und es wäre schon toll, den „Globus“ in der Sonne und nicht im Nebel oder Regen zu sehen. Außerdem darf man am Nordkapp nicht mehr übernachten und max. 5 Stunden parken. Der Stellplatz ist ideal: Direkt am Fjord, mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit und nicht so überlaufen. Wir ergattern den letzten Stellplatz und machen es uns in Ragnar gemütlich. Für heute Nacht sind wieder Polarlichter gemeldet! Aber es ziehen Wolken auf und wir verkriechen uns ohne grün-rotes Himmelsleuchten ins Bett. 

Ein nicht so ereignisreicher Tag geht zu Ende- aber auch das gehört dazu. Dafür haben wir wundervolle Natur erleben dürfen und freuen uns auf Morgen, wenn es heißt „Wir haben das Nordkapp erreicht!“ 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert