Regentropfen trommeln aufs Dach, als wir wach werden. Nein, das hört sich anders an. Da trappelt doch was auf unserem Dach?! Ein Blick durchs Dachfenster gibt Aufschluss. Die frechen Bachstelzen von gestern wollten uns wohl wecken? Ich würde sagen, das ist ihnen gelungen. Also raus aus den Federn und in den neuen Tag starten. 

Wir beobachten, wie die Sonne sich über dem Meer durch den dichten Nebel kämpft und machen uns nach einem gemütlichen Frühstück auf den Weg Richtung Oulu. Vielleicht schaffen wir es heute ja bis Rovaniemi- auf der Strecke gibt es nicht viel Sehenswertes. Die Straßen erscheinen noch immer unendlich lang, nur die Vegetation hat sich mittlerweile verändert: Es stehen mittlerweile mehr Birken, statt Kiefern am Wegesrand. Elche lassen sich, bis auf die auf den üblichen Schildern, immer noch nicht blicken. 

Zwischendurch halten wir kurz bei Pulla Pirtti. Wir vermuten eine Art Raststätte, denn sämtliche Handwerker und Rentner der Umgebung genießen hier ihr zweites Frühstück. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Großbäckerei handelt, mit angeschlossenem Café und Fabrikverkauf! Wir packen also ein paar Brötchen und ein Sackerl Zimtschnecken ein und fahren weiter. Bei Oulu erledigen wir noch unsere Camperpflichten, diesmal zum Glück ohne große Such- und Flucherei: Schwarz- und Grauwasser nimmt die örtliche Tankstelle entgegen, für unser Frischwasser fahren wir einen extra Parkplatz an. Hier steht ein nicht sehr vertrauenswürdiger Quellautomat. Zum Duschen wird es reichen, denken wir- staunen aber nicht schlecht, als die Einheimischen ihre Flaschen dort füllen und es auch direkt trinken. Wir probieren es auch- mal sehen, welchen Effekt es hat! 

Es geht weiter, nach Kemi und entlang des Kemijoki, dem längsten Fluss Finnlands, bis Rovaniemi. Der Kenijoki hat Ausmaße eines riesigen Sees- beeindruckend.  Die Straße führt immer wieder an ihm vorbei, über ihn drüber oder zwischen ihm durch. 

Vor Rovaniemi suchen Sie wir einen passenden Stellplatz für die Nacht. Wir überlegen, ob wir am Dorf des Weihnachtsmanns übernachten und morgen früh, wenn noch nicht viel los ist, unseren Rundgang zu machen. Alternativ könnten wir uns heute Abend noch das Dorf ansehen, obwohl es bereits geschlossen ist, und uns danach einen abgelegeneren Stellplatz suchen. Wir entscheiden uns für die zweite Alternative. Es ist gerade nicht viel los und wir können in Ruhe ein paar Erinnerungsfotos machen. Eigentlich geht es uns hier gar nicht um den „Geist der Weihnacht, denn der wird hier ziemlich „ausgeschlachtet“! Ein Besuch beim Weihnachtsmann soll 40€ kosten, seine Rentiere bestaunen 15€ und ansonsten gibt es unendliche viele Souvenierläden. Funfact: Die Läden werden meist von Chinesen betrieben, die dann wiederum Souveniers „Made in China“ an Chinesen verkaufen. Wir schauen uns ein wenig um und kommen unserem eigentlichen Ziel näher: dem nördlichen Polarkreis (Finnisch: Napapiiri). Er verläuft direkt durch das Weihnachtsmanndorf und ist auf Grund jeder Menge Schilder nicht zu übersehen. Die Überquerung ist tatsächlich kostenlos! ;o) Das obligatorische Überquerungsfoto schiessen wir natürlich auch. Beim Blick auf die Karte frage ich mich allerdings, ob das alles nur eine gute Marketingstrategie ist!? Verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, nicht dass es an Weihnachten keine Geschenke gibt!

Für die Nacht haben wir einen Stellplatz am See ausgesucht. Einer der besten Plätze um Polarlichter zu sehen. Leider ist der Platz am See direkt an der Straße. Die Alternative, direkt neben dem deutschen Soldatenfriedhof, sagt uns auch nicht wirklich zu. Also geht es wieder zurück Richtung Rovaniemi. Wir passieren den Flughafen und haben das Gefühl auf einer Landebahn zu fahren. Hier könnte ein Flugzeug locker abheben und landen. Der Gedanke ist gar nicht so abwegig, denn Finnlands Verteidigungsstrategie sieht genau das vor und einmal im Jahr finden hierzu sogar Militärübungen statt, bei denen Autobahnen und Nationalstraßen gesperrt werden.
Nachdem wir die E4 verlassen haben, geht es noch ca. 2 km auf einer Schotterpiste durch den Wald. Ein schöner Nebeneffekt der späten Stellplatzsuche: Es dämmert bereits und die Wahrscheinlichkeit für Elchsichtungen steigt. Allerdings haben wir kein Glück. Und so träumen wir weiter von Elchen, Polarlichtern und Rentieren. 

Aprospos, das erste Rentier haben wir vor Rovaniemi gesehen. Also +1 für den Wildtier-Sichtungs-Zähler. Es steht also 1-11-1-2-1 (Elch-Reh-Fuchs-Hase-Rentier)!


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