5:30 Uhr, der Wecker hat kein Erbarmen! Ausgeschlafen fühlt sich anders an! Marco verschwindet im Bad und ich versuche noch mal den Schlummermodus zu aktivieren. Aber nach der Weck-Durchsage der Crew pelle ich mich dann doch gezwungenermaßen aus der Koje. Die Nacht war einfach zu kurz! Pünktlich um 7:15 Uhr legt die Tinkerbell in Trelleborg an. Schon gestern waren wir mit die Letzten, die auf die Fähre durften und heute Früh sind wir auch nicht auf der Poleposition. Wir warten also geduldig bis wir wieder festen Boden unter den Rädern haben dürfen. 

Um 7:45 heißt es endlich„Välkommen till Sverige“! Ab jetzt zählt jeder Kilometer. Wir passieren Malmö und haben ein Déjà-vu: „Smooth sailing“ auf der Autobahn- die Straßen sind herrlich leer, das gäbe es bei uns nicht! Gechillt geht es also von Malmö erstmal Richtung Helsingborg und Jönköping! Immer gerade aus und irgendwann wird aus gechillt, monoton! Kein Wunder, dass Marco vor lauter Müdigkeit anfängt zu halluzinieren, denn er sieht tatsächlich einen grasenden Elch am Straßenrand.  

Es wird wohl Zeit für eine Frühstückspause und so lotse ich Marco von der Autobahn, über einen belebten Golfplatz zu einem abgelegenen See. Wir parken Ragnar hinter Loch 19 und hoffen es hier mit erfahrenen Golfern zu tun zu haben. Nicht, dass wir noch einen Kaskoschaden melden müssen, wegen Golfball-Hagels! Die Sonne wärmt uns und wenn wir keine Fähre erreichen müssten, würden wir glatt noch ne Weile hier bleiben. So liegen heute noch ca. 400km vor uns, die wir nach einem Powernap tapfer antreten. 

Während Marco sich Kilometer um Kilometer vorankämpft, suche ich nach einer Ver- und Entsorgungsmöglichkeit! Wir müssen dringend unser Grau- und Schwarzwasser loswerden sowie Frischwasser auffüllen!!! Der erste Platz liegt bei Nyköping und falls alle Stricke reißen und wir nichts passendes finden, gibt es am Ziel bei Kapellskär noch mindestens 5 Möglichkeiten. 

In Nyköping suchen wir verzweifelt Frischwasser und eine Ablassmöglichkeit- ohne Erfolg! Also fahren wir weiter… hinter Stockholm soll es auch noch ein paar Möglichkeiten geben. Aber vorher müssen wir uns durch die Sonntagabend-Rushhour kämpfen. Für mich 2 Stunden blanker Horror! Marco schlägt sich wacker und erträgt tapfer mein nerviges „Achtung!“, „Pass auf!“, und „Vorsicht“!  Das „Smooth Sailing“ von heute früh war mir definitiv lieber! 

Irgendwann, nachdem dann im Tunnel noch unser Navi aussetzt und uns in komplett falsche Richtung leitet, lassen wir Stockholm genervt hinter uns und reißen die letzen Kilometer bis nach Kapellskärs runter. Jetzt nur noch das mit der Ver- und Entsorgung erledigen und dann sind wir um 19:00 Uhr am Stellplatz. Nach 12 Stunden Fahrt (mit Pausen) redlich verdient. Aber es kommt mal wieder anders- kurzum, nachdem wir die fünf zur Verfügung stehenden Plätze angefahren haben, ist unser Grau- und Schwarzwasser noch genauso voll und unser Frischwasser genauso leer, wie vorher und wir fahren frustriert zum Stellplatz für die Nacht! Das morgige Duschen und die Morgentoilette  müssen dann eben ausfallen. Die Elchsuche ist übrigens genauso frustrierend: Unterwegs sehen wir zwar noch ein paar Rehe und einen Fuchs über die Felder huschen aber von Elchen keine Spur. Der Wildtier-Zähler steht jetzt übrigens bei 1-2-1 (Elch-Reh-Fuchs). 

Zumindest haben wir es vom Stellplatz nicht weit zum Fährterminal – und da wir immer noch müde sind, fallen wir nach ein paar leckeren Tortellini ins Bett und freuen uns auf die Mini-Scherenkreuzfahrt. Falls sie uns mitnehmen, denn ich habe bei dem Preis von insgesamt 50€ noch immer meine Zweifel.

„Smooth-Sailing“ ist übrigens eine englische Redewendung, die einfachen, problemlosen Fortschritt beschreibt. In diesem Kontext kann man es auch als Gegenteil zur „Rush Hour“ sehen.


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