Eine Tür schließt sich, nämlich die von unserem Cottage der Intake Barn. Vorher packen wir allerdings alles in Jacky, entlassen Jo und Alla in die Freiheit und verabschieden uns von unseren Hosts Niki & Barry und den anderen Bewohnern der Whistleigh Farm.
Der Himmel ist tiefblau und die Sonne scheint, was uns den Abschied noch schwerer macht. Allerdings legt unsere Fähre erst am Freitag um 17:00 Uhr in Dover ab, womit noch genug Zeit bleibt um sich Norddevon und den Exmoor Nationalpark, eine einzigartige Landschaft mit Mooren, Wäldern, Küsten und Flüssen, anzusehen.
Erstes Zwischenziel ist Lynton. Der Reiseführer warnt uns vor engen Straßen, aber wir sind mittlerweile abgehärtet. Es geht durch ursprüngliche, Jahrhunderte alte Wälder. Moos bewachsene Mauern säumen die eh schon engen Strassen. Sobald ein Auto uns entgegenkommt, wird jongliert, es geht um jeden Zentimeter. Allerdings ist das alles sehr entspannt im Vergleich zu den Heckenstraßen rund um Dartmoor.
Wir lassen Lynton und Lynmouth links liegen, denn hier ist uns eindeutig zu viel Trubel. Für uns geht es weiter nach Porlock Weir. Über eine enge Toll-Road, eine Straße, die im Privatbesitz ist und uns 2 Pfund Maut kostet, geht es weiter. Wir jagen wieder Moorhühner und Fasane vor uns her und vergewissern uns immer wieder, dass wir dem richtigen Weg folgen. Dieser hier erinnert eher an einen verlassenen Waldweg, voller Löcher, der teilweise zugewachsen ist.
Das Tollhouse (Zollhaus) taucht irgendwann am Horizont auf. Ein unscheinbares, abgerundetes Gebäude mit Reetdach und einem Tor, durch das Jacky gerade so durch passt. Wir bezahlen die 2£ an einen Mann, der auf uns zukommt und es geht weiter, den Berg hinunter.
In Porlock Weir suchen wir uns einen Parkplatz und schlendern durch den Ort. Ein kleines Fischerdorf mit einem „Ship Inn“, dem örtlichen Pub und vielen, kleinen Cafés und Kunstgalerien. Der „Strand“ besteht hier aus handgroßen Steinen, etwas unbequem um sein Badetuch auszubreiten. Die Fischerboote liegen auf dem Trockenen und warten auf die Flut. Es ist ein verschlafenes Nest, aber dennoch sind einige Touristen unterwegs. Wir machen kurz halt im „Ship Inn“ und genießen unseren Cappuccino mit Blick aufs Meer, danach geht es weiter nach Porlock und über eine weitere Mautstraße nach Exford.
Die Strecke windet sich den Berg hinauf und gibt immer wieder den Blick auf die Küste und das Meer frei. Oben angekommen, bezahlen wir unsere Maut und lassen die Szenerie auf uns wirken: Das Meer, saftig grüne Schachbrettwiesen, die grasenden Schafe und der blaue Himmel- gibt es schöneres?
Wir fahren tiefer in den Exmoor-Nationalpark. Die Grünen Wiesen werden jetzt durch Heide- und Ginsterbüsche am Wegesrand abgelöst. Wieder ein anderes Farbenspiel aber mindestens genauso schön. Die Strecke schlängelt sich bergauf, bergab durch die Moorlandschaft. Hinter dem nächsten Hügel wartet dann eine Überraschung auf uns: Eine kleine Herde Highlandrinder. In Schottland haben wir sie gesucht, hier stehen sie einfach am Wegesrand. Allerdings werden sie gerade von ihrem Besitzer auf eine andere Weide gebracht und laufen aufgeschreckt auf unser Auto zu. Marco bleibt ganz ruhig, während Miri das Herz kurz in die Hose rutscht, weshalb es auch nur ein paar verwackelte Fotos von diesen wunderschönen Tieren gibt.
In Exford biegen wir Richtung Dunster ab. Die Strecke ist unspektakulär im Vergleich zum Moor. In Dunster wollen wir uns das rosarote Castle ansehen, stehen allerdings vor verschlossen Toren, da es um 16:00 Uhr schließt.
Für uns stellt sich nun die Frage: Weiterfahren oder hierbleiben und den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen? Die Recherche nach einer passenden Unterkunft animiert uns hier zu bleiben. Wir buchen uns im Dunster Castle Hotel ein und werden wieder mal sehr freundlich empfangen. Das Hotel ist ein typisch englisches Hotel – die Ausstattung etwas in die Jahre gekommen, aber es wurde renoviert und alles ist sauber. Der Inhaber und gleichzeitig „Chef de Cuisine“ zeigt uns Zimmer und die anderen Räumlichkeiten & händigt uns den Zimmerschlüssel und eine Liste mit Frühstückswünschen aus. Bevor wir es uns allerdings bequem machen, laufen wir noch eine Runde durch den mittelalterlichen Ort.
Wir starten am „Yarn Market“ – ein kleines achteckiges Gebäude, das um einen zentralen Pfeiler herum gebaut wurde. Der Markt bot den Menschen jahrhundertelang Schutz vor dem Regen. Hier wurde vom 12. bis zum 17. Jahrhundert mit Wolle und später mit Tuch gehandelt.
Weiter geht es über die High Street in Richtung Burg. In Duster gibt es rund 200 denkmalgeschützte Gebäude, so dass vieles im Laufe der Jahre gut erhalten geblieben ist und bewundert werden kann. Kleine, süße Geschäfte und liebevoll eingerichtete Tea-Rooms säumen den Weg. Die vielen Touristen haben den Ort mittlerweile verlassen und es kehrt Ruhe ein.
Jetzt wäre die richtige Zeit für einen Cream Tea und den richtigen Ort hätten wir auch gefunden: Im Garten des Mill Café der dazugehörigen Alten Mühle. Allerdings ist es schon geschlossen und so müssen wir wohl mit dem Tee auf unserem Zimmer vorliebnehmen.
Wir holen unser Gepäck aus dem Auto und machen es uns gemütlich. In unserem Picknick-Korb finden sich noch einige kulinarische Schätze, die wir in den, uns zur Verfügung gestellten, Kühlschrank räumen. Und weil direkt neben dem Kühlschrank eine Mikrowelle steht, können wir sogar eine warme Mahlzeit zu uns nehmen, ohne unseren kleinen Gaskocher bemühen zu müssen. Und so schließen wir den 1. Tag unserer Rückreise glücklich, mit vollen Bäuchen und müde von den ganzen Eindrücken.
Morgen machen wir uns auf den Weg in Richtung Stonehenge und sind gespannt was uns erwartet.
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