Sommer in Cornwall, da denkt man an bunte Küstenorte, weiße Sandstrände und azurblaues Meer. Genau das, steht heute auf dem Programm. 

Zuerst müssen wir uns allerdings um Mitbewohner „Jo“ kümmern, der so anhänglich ist, dass wir ihm mittlerweile einen Namen verpasst haben. Heute früh sitzt er mit Badekappe und Schaumbad bewaffnet in der Wanne und wartet darauf, dass wir ihm ein entspannendes Bad einlassen. Wir überlegen schon ihn mit in den Süden Cornwalls zu nehmen, vielleicht wären wir ihn dann endlich los!? Nachdem die Verpflegung gesichert ist und wir alles zusammengepackt haben, geht es gegen 7:00 Uhr los, denn bis zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour, St. Ives, liegen zwei Stunden Fahrt vor uns. Dank einer Baustelle und Vollsperrung bei Truro werden fast 3 Stunden daraus- aber immerhin sind wir auf breiten, autobahnähnlichen Straßen unterwegs, was Miris Nervenkostüm unglaublich entspannt.

Laut Reiseführer sollen wir oberhalb der Stadt parken, denn in den kleinen Gassen ist die Parkplatzsuche hoffnungslos. Wir lassen uns nicht beirren und finden den für uns perfekten Parkplatz am Porthmeor Beach. Von hier aus ist die Stadt fussläufig gut zu erkunden und allein der Blick auf den weißen Sandstrand, über dem die St. Nicholas Chapel thront, läßt unser Herz vor Freude hüpfen. Mit Kamera bewaffnet machen wir uns auf den Weg zum quirligen Hafen.

St. Ives, ein ehemals kleiner Fischerort, ist mittlerweile ein Touristenmagnet und vor allem für seine Kunstszene bekannt. Rosamunde Pilcher, die im 2 Meilen entfernten Lelant geboren wurde, hat dem Ort eine besondere Liebeserklärung gemacht und ihn in ihren Romanen verewigt. Allerdings heißt St. Ives in ihren Romanen „Porthkerris“. Wir spazieren durch die verwinkelten Gassen, vorbei an Galerien, kleinen Geschäften, Pubs und Restaurants. 

Das Eis, was wir uns zwischendurch gönnen, bekommen wir mit den Worten „Watch out the seagulls“ (Vorsicht vor Möwen) ausgehändigt, denn der ein oder andere Snack wurde wohl schon von ihnen erbeutet. Langsam wird es voller und die Sonne im Hafen brennt mittlerweile so sehr, dass wir das Gefühl haben am Mittelmeer und nicht in England zu sein.  Wir treten also den Rückzug an und sind froh, oberhalb des Strandes geparkt zu haben. Denn so können wir die restliche Parkzeit im Schatten der Beachbar bei einem kühlen Getränk genießen. 

Gegen 12:00 Uhr verlassen wir St. Ives und fahren auf der B3306 in Richtung St. Just. 

Die Straße schlängelt sich an der Küste entlang und besticht durch atemberaubende Ausblicke auf das Meer und saftig grüne Felder. Kaum zu glauben, dass die Geschichte dieses wunderschönen Landstrichs so düster ist: Geprägt vom Kupfer- und Zinnabbau schufteten die Menschen hier „unter Tage“ um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Alte, verfallene Häuschen und Zinnminen säumen unseren Weg nach Cape Cornwall und wir fragen uns wie das Leben damals wohl war?

Nach einem kurzen Stopp in St. Just geht es vorbei am kleinen Flughafen Landsend nach Sennen Cove. Hier lädt ein Kilometer langer Sandstrand zum verweilen ein. Für uns Zeit eine kleine Mittagspause einzulegen. Das kühle Nass lockt, aber da wir uns nicht der Mittagshitze aussetzen wollen, fahren wir weiter. Wer konnte auch ahnen, dass uns solch hoch-sommerliche Temperaturen erwarten? Dann hätten wir sicher statt des Regen- den Sonnenschirm eingepackt.

Den Touri-Hotspot „Landsend“ lassen wir links liegen und biegen nach Porthcurno ab. Hier liegt das Minack Theater auf den Klippen, hoch über dem Meer. 

Das spektakuläre Open-Air Theater ist ein absolutes Muss für jeden Cornwall Besucher. Rowena Cade hat sich hier, in mühevoller Arbeit & mit Hilfe ihres Gärtners, einen Lebenstraum verwirklicht. Umgeben von exotischen Pflanzen und bei atemberaubendem Ausblick, wird hier alles von der Drei-Groschenoper bis zu Shakespeares Sommernachtstraum aufgeführt. 

Auf der Zufahrt zum Theater erfolgt allerdings die Ernüchterung, denn die Schilder „only pre-booked visitors“ (nur für angemeldete Besucher) lassen nichts Gutes erahnen. Marco läßt sich nicht abhalten und als wir am Parkplatz empfangen werden und höflich fragen, ob eine Besichtigung doch noch möglich wäre, bucht man uns spontan die nächste Aufführung um 16:00 Uhr. Der Eintritt, mit oder ohne Aufführung, beträgt 10 Pfund pro Person, ein Schnäppchen im Vergleich zu Tintagel Castle. 

Bevor der Spaß losgeht, schauen wir uns noch in aller Ruhe im Theater und Garten um. Schon beeindruckend, was Lady Rowena da erschaffen hat. Um 16:00 Uhr beginnt die Vorstellung & wir nehmen auf dem Platz von „Graf Dracula“ & „Fair Maid of West“ Platz. O.k. zugegeben es handelt sich nicht um ein spät-literarisches Werk von Shakespeare, sondern nur um „Story-telling for children“ aber Spaß macht es trotzdem- vor allem bei der grandiosen Kulisse. 

Nachdem wir etwas über die griechischen Helden und Mythen gelernt haben, machen wir uns auf zum letzten Highlight unserer heutigen Tour: St. Michaels Mount. Auf dem Weg dahin, passieren wir noch die Merry Maidens, einen fast 4000 Jahre alten Steinkreis: 19 Mädchen wurden in Steine verwandelt, weil sie sich am geheiligten Sonntag hier tanzend vergnügt hatten. Die zugehörigen pipers (Dudelsackspieler) wurden ebenfalls versteinert und bilden die zwei weiter entfernt stehenden Megalithen.

Weiter geht’s durch Mousehole (das Mäuseloch)-ein Fischerdorf, so niedlich, wie es heißt: enge Gässchen, kleine Läden und bunte Fischerboote im Hafen. Hier könnte man eine Abendrunde drehen, aber wir sind schon zu müde, um noch mal durchzulaufen. Es ist mittlerweile 17:00 Uhr und vor uns liegen noch zwei Stunden Autofahrt, die wir ungern im Dunkeln zurücklegen möchten. 

Über Pencanze, dem mittlerweile größten und wichtigsten Fischereihafen Cornwalls, geht es nach Long Rock. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf St. Michael’s Mount, dem britischen Zwillingsbruder des Mont Saint Michel in der Normandie. Nach dem Vorbild in ihrer Heimat errichteten französische Benediktinermönche hier im 11. Jahrhundert ein Kloster. Später wurde daraus ein Stützpunkt für die Befestigung der Südküste und eine Burg entstand. Wenn man vor 17:00 Uhr hier ist, kann man die Anlage, die sich mittlerweile im Privatbesitz befindet, besichtigen. Bei Ebbe führt ein Fußweg hinüber zur Insel. Man sollte den Besuch allerdings gut planen, sonst muss man zurückschwimmen. Wir machen ein Foto und fahren weiter gen Norden zur Intake Barn, unserer Unterkunft. 

Unser freundliches Navi führt uns zunächst über die gut ausgebaute A30, entscheidet sich aber pünktlich zum Sonnenuntergang wieder für die engen Heckenwege, sehr zum Unmut von Miri. Dunkelheit,Müdigkeit & Hunger sind auf diesen Wegen keine guten Begleiter und so sind wir froh, als wir gegen 21:00 Uhr die Haustür aufschließen können. Es war ein schöner und ereignisreicher Tag. Morgen wird wieder ausgeruht und das typisch englische & extrem tropische Klima, am Meer genossen. 


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